« Neben einer stilvollen Inneneinrichtung ist auch der richtige Anstrich ein entscheidender Wohlfühlfaktor. Glücklicherweise ist richtiges Streichen nicht schwer und für einen ambitionierten Heimwerker problemlos zu erlernen. Wir zeigen, wie man fachgerecht Wände und Zimmer streichen kann, ohne dafür den Maler bemühen zu müssen. »
Inhaltsverzeichnis
Wand mit oder ohne Tapete?
Diese Entscheidung hängt in der Regel davon ab, ob bereits streichfähige Tapeten an der Wand angebracht sind oder nicht. Sowohl das Tapezieren als auch das Entfernen der alten Tapete sind recht aufwendig. Selbst wenn sich die Tapete relativ leicht ablösen lässt, muss danach oft der Putz ausgebessert werden. Generell ist jeder glatte und rissfreie Putz zum Überstreichen geeignet, Unebenheiten und Risse sollten im Vorfeld allerdings beseitigt werden. Ist der Putz über weite Flächen uneben, ist es oft einfacher zu tapezieren, als zusätzlichen Putz aufzutragen und dann flächig zu schleifen. Allerdings kann auch ein Aufbringen von Tapete vor dem Zimmer streichen, Unebenheiten nicht unbegrenzt ausgleichen.
Tapeten sind in der Regel überstreichbar. Bei bestimmten Arten, wie Foto- oder Strukturtapeten, kann dies aber schwierig werden. Keinesfalls sollte eine Tapete überstrichen werden, die deutliche Beschädigungen aufweist oder nicht fest an der Wand haftet. Unebenheiten werden sonst auch beim Wand streichen immer wieder sichtbar sein. Eine schwach haftende Tapete kann sich außerdem durch den Wassergehalt der Farbe vollständig ablösen. Raufasertapeten vertragen in der Regel bis zu 6 Anstriche übereinander, bis sie ausgewechselt werden müssen.
Vorarbeiten
Vor dem Anstrich sollte die Tragfähigkeit des Untergrunds überprüft werden. Zuerst wischt man mit der Hand oder einem Tuch darüber. Wenn der Putz dabei sandet oder bröckelt, ist er mürbe und bedarf einer Vorbehandlung oder eines Austauschs. Anschließend kratzt man mit dem Fingernagel über den Untergrund. Dringt man dabei tief ein, muss der Putz ebenfalls verfestigt werden.
Zu beachten ist, dass einige Putze kalkhaltig sind. Dies lässt sich feststellen, indem man mehrfach fest mit dem Daumen über die Wand reibt. Sind darauf weiße Rückstände zu sehen, ist der Putz kalkhaltig. In diesem Fall muss die Wand gründlich mit Wasser und einer Bürste gereinigt werden, bis sich keine Rückstände mehr feststellen lassen. Danach sollten, bevor Sie die Wand streichen, mindestens 24 Stunden zum Trocknen vergehen.
Altanstriche lassen sich auf Tragfähigkeit prüfen, indem man einen ca. 20 cm langen Klebebandstreifen aufklebt, fest andrückt und anschließend ruckartig abzieht. Wenn darauf Stücke der alten Farbe hängen bleiben, muss diese vor dem Anstrich entfernt werden.
Gestrichene Wände mit Kalk- oder Leimfarbe, wie sie vor allem bei Altbauten anzutreffen sind, taugen generell nicht als Untergrund für moderne Dispersionsfarben und müssen immer entfernt werden.
Malerbedarf einkaufen
Bevor Sie ein Zimmer streichen, müssen sie natürlich allen nötigen Malerbedarf einkaufen. Als Farbe wählen Sie am besten teurere, hochdeckende Dispersionsfarbe. Mit günstigen Materialien kann in der Regel keine echte Ersparnis erzielt werden. Discountfarbe muss beispielsweise fast immer zwei Mal aufgetragen werden, während mit hochwertigen Markenprodukten oftmals bereits ein Anstrich genügt.
Für die Berechnung der nötigen Menge sollten Sie zuvor die zu streichende Fläche ermitteln. Die Fläche der Wände eines Raums ist gleich dem Umfang mal der Raumhöhe, die Deckenfläche lässt sich trivial aus der Länge und der Breite des Raums berechnen. Etwaige auszusparende Flächen (z. B. Türen und Fenster) sind von der errechneten Gesamtfläche abzuziehen. Die Fläche, die sich mit einem Eimer bearbeiten lässt, ist in der Regel auf diesem angegeben. Soll die Farbe ohne Tapete direkt auf den Putz kommen, können selbst mit gutem Produkt zwei Schichten nötig werden. In diesem Fall muss man die Farbmenge entsprechend höher ansetzen.
Möchte man die Wände farbig streichen, empfiehlt sich der Kauf fertig gemischter Farbe oder die Abtönung mittels Farbmischmaschine im Baumarkt oder Fachhandel. Zum einen bekommen Sie die Abtönung zuhause nie so genau hin wie die kalibrierte Maschine in der Fabrik oder im Geschäft. Zum anderen ändert sich der Farbton leicht nach dem Trocknen, was man beim Mischen nach Augenmaß unmöglich berücksichtigen kann. Wird mehr als ein Eimer für einen Raum benötigt, empfiehlt es sich, den Inhalt beider oder mehrerer Eimer zu vermischen. Der Farbton kann nämlich leicht variieren.
Neben der eigentlichen Farbe kann je nach Untergrund noch eine Grundierung (z. B. Tiefengrund) erforderlich sein. Außerdem wird Material zum Abkleben benötigt, insbesondere Kreppband, Abdeckfolie und Malervlies. Als Werkzeuge benötigen Sie Pinsel, Farbroller sowie ein Abtropfgitter. Besonders bei dunkleren Wandfarben empfehlen sich Walzen mit weichem, längerem Flor. Lammfell-Farbroller sind in den meisten Fällen am besten geeignet, sofern vom Hersteller nichts anderes angegeben ist. Sollen höhere Wände oder die Decke gestrichen werden, ist außerdem eine Teleskopstange erforderlich. Wer für die Arbeiten keine alte Kleidung opfern möchte, kauft sich noch einen Maleranzug oder Einwegoverall. Hat die Wand Löcher oder Risse, benötigt man außerdem noch Reparaturspachtel.
Zimmer richtig streichen – Techniken und Tipps
Nachdem der Raum ausgeräumt, der Boden abgedeckt, alle Flächen abgeklebt und etwaige Löcher und Risse verfüllt sind, geht es an die eigentliche Arbeit. Der Untergrund muss glatt, tragfähig sowie staub- und fettfrei sein. Soll direkt auf Putz gestrichen werden, muss man diesen in der Regel zuerst grundieren. Außerdem sollte die Farbmischung unmittelbar vor dem Streichen noch einmal gründlich umgerührt werden. Dadurch werden Pigmente, die sich am Boden abgesetzt haben, wieder aufgewirbelt.
Beim Anstrich selbst werden zuerst die Ecken und Kanten mit einem Pinsel gestrichen, anschließend geht es mit dem Farbroller an die Flächen. Die Decke wird beim Zimmer streichen immer zuerst gestrichen. Auf diese Weise vermeidet man, dass Farbspritzer von der Decke den frischen Anstrich an den Wänden ruinieren.
Es empfiehlt sich, die sogenannte Nass-in-Nass-Streichtechnik anzuwenden. Dabei streicht man leicht überlappend über die noch feuchte Farbe des benachbarten Streifens. Dadurch werden sichtbare Absätze an den Wänden vermieden. Aus dem gleichen Grund sollte man mit der Fläche beginnen, während die Farbe an den Ecken und Kanten noch feucht ist. Wenn der Raum so groß ist, dass das nicht bei allen Flächen möglich ist, müssen die Kanten und Ecken abschnittsweise angestrichen werden. Anschließend wird die angrenzende Fläche bearbeitet und erst dann der nächste Abschnitt. Während Sie eine Wand streichen, sollten Sie auf längere Pausen deshalb verzichten.
Um Streifen zu vermeiden, sollte bei günstigen Lichtverhältnissen gearbeitet werden. Eine weitere empfehlenswerte Streichtechnik ist der Kreuzgang. Dabei werden mit dem Farbroller 2-3 Farbbahnen senkrecht aufgetragen, anschließend führt man ihn waagerecht über die gestrichene Fläche. Dann rollt man noch einmal ohne Druck senkrecht darüber und trägt anschließend die nächsten Farbbahnen auf. Auf diese Weise wird alles gleichmäßig verteilt und es bilden sich keine sichtbaren Übergänge.
Soll eine Wand dunkel gestrichen werden und die benachbarten Wände hell, kommt der dunkle Anstrich besser zur Geltung, wenn am Rand ein Streifen hell bleibt. Damit nach dem Abkleben die dunkle Farbe nicht unter das Kreppband sickern kann, überstreicht man dessen Rand am besten mit heller Farbe. Sobald diese getrocknet ist, kann der dunkle Anstrich durchgeführt werden.
Häufige Fehler beim Zimmer streichen
Ein verbreiteter Fehler, den vor allem Anfänger machen, ist die Verwendung von zu viel Farbe. Vor jedem Farbauftrag sollten Farbroller und Pinsel am Abtropfgitter abgestreift werden. Auf diese Weise werden Flecken und Streifen vermieden.
Außerdem sollte man bedenken, dass Farbtropfen, die auf dem Boden landen, gerne auch von den Schuhsohlen aufgenommen werden. Verlässt man dann den Raum – zum Beispiel für eine Toilettenpause – verteilt sich die Farbe überall in der Wohnung. Deswegen sollte man beim Verlassen des Zimmers die Schuhe am Ausgang ausziehen. Wer nicht barfuß bzw. in Socken durch das Haus laufen möchte, stellt an der Tür ein weiteres Paar Schuhe bereit.