Neben Spezialgeräten, die nur für einen bestimmten Zweck konstruiert werden, gibt es auch Elektrowerkzeuge mit vielen verschiedenen Einsatzbereichen. Zu letzterer Kategorie gehört unter anderem der Winkelschleifer, der sich für zahlreiche Trenn- und Schleifarbeiten eignet. Wir erklären, worauf es beim Kauf ankommt und wie sich Winkelschleifer sonst noch einsetzen lassen.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau und Funktionsweise eines Winkelschleifers
Winkelschleifer werden auch Trennschleifer genannt und bestehen im Wesentlichen aus einem Motor, der über ein Winkelgetriebe eine Trenn- oder Schleifscheibe mit hoher Drehzahl rotieren lässt. Die Antriebsart unterscheidet sich dabei je nach Modell, wobei der 230V-Elektromotor am weitesten verbreitet ist.
Auch Geräte mit Akku werden zunehmend populär. Im gewerblichen Bereich (z. B. im Straßenbau) kommen oft Ausführungen mit Benzinmotor zum Einsatz, vor allem in Kfz-Werkstätten werden hingegen nicht selten Modelle mit Druckluftantrieb verwendet. Der Scheibendurchmesser beträgt in der Regel 115, 125 oder 230 mm. Daneben existieren Ausführungen mit 150 oder 180 mm Durchmesser. Diese sind allerdings weniger verbreitet und die Beschaffung der Scheiben kann problematisch werden.
Worauf ist beim Kauf zu achten?
Zu den wichtigsten Parametern eines Winkelschleifers gehört der Durchmesser. Für die meisten Aufgaben sind Modelle mit 125mm Scheibendurchmesser (Einhand-Winkelschleifer) die beste Wahl. 115mm-Ausführungen bieten kaum Vorteile, verfügen dafür aber über eine kleinere Maximal-Schnitttiefe. Bei besonderen Ansprüchen an Leistung oder Schnitttiefe kommen auch 230mm-Modelle infrage, die auch als Zweihand-Trennschleifer bezeichnet werden.
Die Unterscheidung zwischen Einhand- und Zweihandmodellen sagt übrigens nichts über die bevorzugte Arbeitsweise aus – Einhand-Winkelschleifer lassen sich zwar prinzipiell einhändig führen, sollten aber bereits aus Sicherheitsgründen stets mit beiden Händen gehalten werden. Die Leistungsaufnahme ist zumindest bei Markengeräten zweitrangig, da der Motor fast immer ausreichend dimensioniert ist.
Bei der Entscheidung für ein konkretes Gerät sollte man auf nützliche Features und Sicherheitsfunktionen achten. Eine Spindelarretierung ermöglicht den schnellen Scheibenwechsel. Besonders bei 230mm-Geräten ist ein Sanftanlauf (Anlaufstrombegrenzung) wichtig, da ruckartiges Anlaufen des Gerätes bei ungeübten Benutzern zu Unfällen führen kann. Außerdem kann bei einem zu hohen Anlaufstrom die Sicherung ansprechen.
Marken-Trennschleifer von Flex und Hitachi
In jedem Fall empfiehlt es sich, von Billiggeräten Abstand zu nehmen. Diesen fehlen oft nicht nur wichtige Sicherheitsfunktionen, sondern sie sind auch unbequem im Umgang und fallen häufig nach kurzer Zeit aus. Stattdessen sollte man zu Markengeräten greifen, etwa dem FLEX LE 14-7 125 INOX. Dieser verfügt über einen vibrationsmindernden Handgriff für komfortables Arbeiten, außerdem ist seine Elektronik zum Schutz vor leitfähigem Metallstaub eingegossen. Die Drehzahl ist von 2100-7500 U/min einstellbar, sodass auch empfindlichere Materialien bearbeitet werden können.
Eine gute Alternative stellt der HITACHI Einhand-Winkelschleifer G 13 SB3 dar, bei dem ebenfalls ein vibrationsdämpfender Griff zum Lieferumfang gehört. Mit 11.000 Umdrehungen pro Minute dreht er deutlich schneller als das Flex-Gerät, was für bestimmte Aufgaben von Vorteil ist. Für gröbere Arbeiten kommt z. B. der HITACHI Zweihand-Winkelschleifer G 23SU infrage. Er verfügt über eine Anlaufstrombegrenzung, was bei Geräten dieser Größe sehr wichtig ist.
Die richtige Trennscheibe für jedes Material
Der wohl wichtigste Einsatzbereich von Winkelschleifern sind Trennarbeiten. Dafür wird eine relativ dünne Trennscheibe eingesetzt, die aus einem in Kunstharz eingebetteten Schleifmittel besteht und durch Glasfasergewebe stabilisiert wird. Man darf mit dieser keinesfalls schruppen (d. h. mit der Seite der Trennscheibe schleifen), da ihr Gewebe nur außen aufgebracht ist und bei der Verwendung als Schruppscheibe sofort durchgewetzt wird. Die hohen Fliehkräfte bringen die Trennscheibe dann zum Bersten und die Fragmente fliegen mit hoher Geschwindigkeit umher.
Das eingesetzte Schleifmittel hängt vom zu bearbeitenden Material ab. Zur Metallbearbeitung wird Edelkorund (Aluminiumoxid) eingesetzt, wobei für bestimmte Metallarten Spezialscheiben nötig sind. Bei Edelstahl muss z. B. extra reines Schleifmittel verwendet werden, um Korrosion nach der Bearbeitung zu verhindern.
Aluminium stellt jede Trennscheibe vor besondere Herausforderungen, da es schmiert und sich die Scheiben dadurch sehr schnell zusetzen.
Hier werden Trennscheiben mit extra weicher Bindung verwendet, die diesen Effekt durch schnelle Abnutzung kompensieren. Um Stein und ähnliche Werkstoffe zu bearbeiten, kommt eine Trennscheibe aus Siliziumkarbid zum Einsatz.
In letzter Zeit werden auch Diamant-Trennscheiben immer beliebter. Diese bestehen nicht wie normale Scheiben aus Kunstharz, sondern aus Metall, wobei die Diamanten in speziellen Metallsegmenten am Rand der Scheibe eingebettet sind.
Diese Art von Scheiben sind sehr viel teurer als kunstharzgebundene Ausführungen, haben aber auch eine höhere Standzeit und ihr Durchmesser verringert sich bei der Arbeit nicht, wodurch die maximale Schnitttiefe über die gesamte Lebensdauer hinweg gleich bleibt.
Schruppen und Schleifen mit dem Trennschleifer
Trennschleifer eignen sich nicht nur zum Trennen, sondern auch zum Abschleifen von Material. Dafür werden spezielle Schleifscheiben eingesetzt, wobei man zwischen Schrupp- und Fächerscheiben unterscheidet.
Schruppscheiben ähneln im Aufbau einer normalen Trennscheibe, sind aber um ein Vielfaches dicker. Sie besitzen auch im Inneren mehrere Glasfaserlagen, damit eine seitlich abgenutzte Scheibe den beim Betrieb auftretenden Fliehkräften standhält.
Theoretisch könnte man mit Schruppscheiben auch trennen, allerdings ist das wegen der Dicke nicht empfehlenswert und kann bei zu starkem Anpressdruck sogar die Scheibe zum Bersten bringen.
Schruppscheiben verfügen über eine sehr hohe Abtragsleistung und Lebensdauer, allerdings ist das Schleifen ebener Flächen schwierig und es können nur sehr hitzefeste Werkstoffe (z. B. Metall und Stein) bearbeitet werden. Daher werden Schruppscheiben vor allem für grobe Arbeiten eingesetzt – z. B. für die Nachbearbeitung von Schweißnähten.
Deutlich feinere Arbeiten ermöglichen Fächer-Schleifscheiben (auch Lamellenschleifteller genannt). Bei diesen sind Lamellen aus einem schleifpapierähnlichen Material auf einem flachen Träger befestigt. Die Lamellen geben beim Andrücken nach, wodurch auch ebene Flächen und empfindlichere Materialien (z. B. Holz und Kunststoff) bearbeitet werden können. Die Abtragsleistung kann je nach Körnung an die von Schruppscheiben heranreichen, allerdings haben Fächer-Schleifscheiben eine deutlich geringere Lebensdauer.
Für das schnelle Abschleifen von Oberflächen gibt es auch flache Scheiben aus Schleifpapier auf dem Markt. Allerdings sind zumindest für empfindliche Materialien andere Arten von Schleifgeräten (z. B. Exzenterschleifer) besser geeignet.
Spezialzubehör für Spezialaufgaben
Neben Trenn- und Schleifarbeiten können mit einem Trennschleifer verschiedene andere Aufgaben erledigt werden. Für das Entrosten und Reinigen von Metalloberflächen eignet sich z. B. ein Drahtbürsten-Aufsatz. Im Gegensatz zu einer Schleifscheibe entfernen Drahtbürsten lediglich Verunreinigungen (z. B. Lack und Rost), während das Material weitgehend unversehrt bleibt. Soll auch der Lack heil bleiben, kann stattdessen eine Polierscheibe eingesetzt werden. Diese besteht aus einem Gummiteller, auf dem eine Fellscheibe befestigt wird. Diese Art von Aufsatz sollte ausschließlich auf einem Winkelschleifer mit einstellbarer Drehzahl verwendet werden, da bei regulärer Drehzahl der Lack schnell hinüber wäre.
Um präziseres Arbeiten zu ermöglichen, gibt es eine Vielzahl verschiedener Halterungen auf dem Markt. Diese reichen von der einfachsten Ausführung zur Verwendung des Geräts als Schleifbock bis zum vollwertigen Trennständer mit einstellbarem Anschlag. Zubehör dieser Art ist sehr empfehlenswert, da es den Anwendungsbereich des Geräts enorm erweitert. So lassen sich z. B. Rohre und Profile exakt ablängen und Fliesen schnurgerade zuschneiden. Auch die Sicherheit wird besonders für ungeübte Bediener erhöht, da bei Verwendung eines Trennständers die Trennscheibe nicht im Werkstück verkanten kann.