Bei jeder Heizungsart fungiert das Typenschild als erster Anlaufpunkt für den interessierten Verbraucher: Die Kenndaten zur Umweltbelastung, Energieeffizienz und Leistungsfähigkeit werden hier dezidiert aufgeschlüsselt. Doch welche Heizung ist am günstigsten? Unser Magazin hat den Heizkosten-Check für Sie gemacht …
Inhaltsverzeichnis
Welche Heizungsarten gibt es?
Ihre Zahl ist Legion. So wird unter anderem in Island mit der Abwärme von Vulkanen geheizt. Im antiken Rom wurde Sonnenwärme mit Hohlspiegeln in die Innenräume umgeleitet und somit eine primitive Version der modernen Solarthermie genutzt. Uns interessieren an dieser Stelle aber ausschließlich massenkompatible Heizungsarten, die bundesweit funktionieren.
Damit scheiden schon einige Kandidaten aus: Die Verfügbarkeit von Fernwärme ist standortabhängig, während neu installierte Öl-Heizungen nur noch in Ausnahmefällen die Betriebserlaubnis erhalten. Elektrische Heizelemente disqualifizieren sich aufgrund der hohen Betriebskosten und KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung) zielen auf den Industriesektor ab.
Günstige Heizungen resultieren vor allem aus einem ausbalancierten Verhältnis zwischen Nachhaltigkeit, Sparsamkeit und Zuverlässigkeit. Somit geraten die folgenden Technologien in den Fokus:
- Gasheizung: Des Deutschen bevorzugter Wärmeerzeuger war auch 2020 noch immer in 20 Mio. Haushalten (49 % Marktanteil) anzutreffen. Im Einkauf ist die Gasheizung relativ günstig, wandelt die Heizung den Brennstoff fast verlustfrei in Wärme um. Kostentreiber ist hier vor allem die Steuerlast.
- Pelletheizung: Die Pelletheizung ist deutschlandweit in 1,5 % der Wohngebäude installiert und hat sich vor allem in Mehrfamilienhäusern als günstiges Heizsystem etabliert. Dem nachwachsenden Rohstoff verdankt es die Klassifizierung der „Klimaneutralität“, wodurch die Grundvoraussetzung für staatliche Zuschüsse geschaffen wird. Die Modernisierung und Einbindung anderer Heizungsarten gestaltet sich gleichwohl sehr kostenintensiv.
- Solarthermie: 6 % der Deutschen nutzen die Sonne als primäre Wärmequelle. Die Anschaffungskosten können sehr erheblich sein, was sich durch die Sparsamkeit im Betrieb wieder ausgleicht. Vor allem im Winter lässt die Leistungsfähigkeit zu wünschen übrig, sodass Heizungsarten konventioneller Natur zur Unterstützung benötigt werden.
- Wärmepumpe: 1,3 Mio. Exemplare der erneuerbaren Heizungsart sind inzwischen tätig. Viel zu wenige, befand das Umweltministerium. Daher startete 2020 die Klimaoffensive, die sehr hohe Fördermöglichkeiten beinhaltet. Als Etappenziel sind 6 Mio. Wärmepumpen für das Jahr 2030 anvisiert.
Nicht immer günstig: Anschubfinanzierung für zukunftsfähige Heizungen
Das erforderliche Investitionsvolumen bildet den ersten Schwerpunkt unseres Kostenchecks. Welche Heizungsarten gibt es hier besonders günstig zu erwerben? Erdgas liegt mit großem Vorsprung an der Spitze. Einen neuen Kessel mit Brennwerttechnik bekommt man schließlich schon ab 2.000 Euro. Mit Montage und Warmwasseranbindung belaufen sich die Kosten fürs Gesamtpaket dann auf etwa 10.000 Euro.
Die Pelletheizung schlägt im Einfamilienhaus durch den Kessel (7.000 – 14.000), das Brennstofflager und den Wasserspeicher (jeweils 2.000) mit durchschnittlich 15.000 Euro zu Buche. Sie wird gerne mit Solarkollektoren kombiniert, wodurch Fördergelder generiert und Heizkosten eingespart werden.
Die Wärmepumpe ist ein Sammelbegriff, der drei verschiedene Arten von Heizungen umfasst. Da sticht zunächst die Luftwärmepumpe ins Auge. Sie nutzt die Umgebungswärme als Katalysator für das Kältemittel der Heizung, welches ab – 20 °C verdampft und im Radiator wieder kondensiert. Bezüglich Anschaffung (8.000 – 15.000 Euro) und Installation (2.000 – 3.000) darf es sich als günstiges Heizsystem bezeichnen. Schließlich fallen hierbei keine Erschließungskosten an, die den Preis für die Wasserwärmepumpe (15.000 – 22.000) und Erdkollektoren (14.000 – 19.000) in die Höhe treiben. Dazu gesellen sich in Bestandsbauten noch die Ausgaben für die Umrüstung von Heizkörpern auf die moderne Fußbodenheizung (ca. 50 Euro pro Quadratmeter).
Wer Solarthermie als primäres Heizsystem favorisiert, sollte die günstigen Flachkollektoren (3.000 Euro pro Quadratmeter) meiden und stattdessen auf effiziente Röhrentechnik (6.000 Euro pro Quadratmeter) vertrauen. Die Montagetätigkeiten fallen mit etwa 1.500 Euro nicht weiter negativ ins Gewicht. Das größte Hindernis bei Solarkollektoren ist daher ihr Platzbedarf. So benötigen selbst günstige Heizungen im 4-Personen-Haushalt einen Wasserspeicher mit dem Mindestfassungsvermögen von 2.000 Litern (Kostenfaktor: 2.000 – 3.000 Euro), um halbwegs autonom agieren zu können.
Welche Heizung ist am günstigsten in Sachen staatlicher Förderung – Warmer Geldregen und Modernisierungsbremse
Angesichts jener Zahlen ist es beruhigend zu wissen, dass beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zum Teil erhebliche Zuschüsse beantragt werden können. Doch lassen sich dadurch kostspielige Wärmespender tatsächlich in günstige Heizungen verwandeln?
Erdgas: Als Grundvoraussetzung ist die Raumheizungseffizienz von 92 % bei der Maximalleistung von 70 kW einzuhalten. Das BAFA subventioniert die Maßnahme in Bestandsgebäuden dann mit 20 (nur Gaskessel), 30 (Hybridheizung) bzw. 45 % (Austauschprämie für alte Ölheizung) des Kostenumfangs. Die KfW geht noch einen Schritt weiter und stellt auch Gelder für Neubauten und Kernsanierungen zur Verfügung. In beiden Fällen ist der Effizienzhaus-Standard anzupeilen, der mit 50 % Förderung prämiert wird.
Wärmepumpe: Das BAFA fördert ausschließlich die Umrüstung von fossiler Wärmeerzeugung zur hybriden Heizungsart. Die KfW ist breiter aufgestellt und gewährt auch Zuschüsse für Neubauten. Diese starten bei 30 % (normale Hybridheizung), steigen durch die Einbindung von Solarthermie oder Biomasse auf 35 % und sind inklusive Austauschprämie plus Sanierungsplan ebenfalls bei 50 % gedeckelt. Alternativen zur Bundesförderung sind von den Ländern und Energieversorgern aufgelegte Programme, die monetär und zeitlich allerdings erheblich limitiert sind.
Biomasse (Pellets oder Scheitholz): Jede Heizungssanierung mit Biomasse wird unabhängig vom Alter und verwendeten Brennstoff gefördert. Neubauprojekte sind hingegen kategorisch ausgeschlossen. Der Sockelsatz beträgt 35 %, der sich durch den Ölbonus (10 %) und optimierte Dämmung (5 %) erheblich aufstocken lässt. Dazu kommen dann noch regionale Förderprogramme, sodass sich bis zu 60 % der Investitionskosten wieder hereinholen lassen. Solch günstige Heizungen gibt es aber nur, wenn die Gesamtausgaben maximal 60.000 Euro betragen.
Solarthermie: Als regeneratives Heizsystem profitiert die Maßnahme seitens der BAFA im selben Umfang wie die Wärmepumpe. Die KfW bezuschusst die Modernisierung zum Effizienzhaus mit 50 und im Neubau mit 25 %. In NRW kann man die Förderung sogar auf 60 % hochschrauben und somit besonders günstige Heizungen installieren lassen.
Fortlaufende Heizkosten – Welche Heizung ist am günstigsten?
Ein neues Heizsystem weist im Durchschnitt die Lebensdauer von 30 Jahren auf. Demnach sind die Heizkosten ein sehr wichtiger Faktor in der Gesamtbilanz. Im Musterhaushalt mit 4 Personen und dem jährlichen Wärmebedarf von 20.000 kWh werden fürs Heizen mit Gas (9 Cent/kWh) dann 1.800 Euro fällig. Im Vergleich dazu sind Pellets (6 Cent/kWh) mit 1.200 Euro schon sehr günstig.
Alle Arten von Heizungen spezialisieren sich auf eine Wärmequelle und verursachen daher keine versteckten Heizkosten. Die Wärmepumpe stellt diesbezüglich eine Ausnahme dar, weil ihr Heizkreislauf elektrisch angetrieben wird. Bei einer realistischen Jahresarbeitszahl von 4 (1 Watt Strom generiert 4 Watt Wärme) sind demnach 5.000 kWh aus externen Quellen notwendig. Dies kann mithilfe einer eigenen PV-Anlage geschehen, welche allerdings die Anschaffungskosten erhöht. Den Strom aus dem Netz zu beziehen ist trotz des günstigen Wärmepumpentarifs (23 Cent/kWh) auch nicht optimal. So ist in dem Falle mit jährlichen Heizkosten von 1.150 Euro zu kalkulieren.
Der finanzielle Vorteil der Solarthermie lässt sich schwerlich beziffern, da das Heizsystem auf direkte und ausreichende Sonneneinstrahlung angewiesen ist. In perfekter Südlage und mit Warmwasserbereitung lassen sich maximal 35 % der Kosten einsparen. Die Kollektoren werden heutzutage fast immer mit Gaskesseln kombiniert, sodass das Haushaltsbudget mit mindestens 1.170 Euro belastet wird.
Gretchenfrage: Welche Heizung ist am günstigsten?
Die große Überraschung ist ausgeblieben – Anschaffungs- und Heizkosten stehen sich weitgehend diametral gegenüber. Die Nutzung erneuerbarer Wärmequellen ist in Bestandsbauten daher nur zu empfehlen, wenn dort schon eine Fußbodenheizung installiert wurde. Herkömmliche Heizkörper arbeiteten nämlich mit wesentlich höheren Eingangstemperaturen, wodurch sich die Vorteile von Wärmepumpe und Solarthermie ins Gegenteil verkehren.
Gasheizungen sind in der Anschaffung die günstigste Alternative. Wer auf den Klassiker setzt, muss aber die Preisschwankungen des Brennstoffs berücksichtigen. Bei Neubauprojekten erhält die Technik nur noch in Kombination mit erneuerbaren Energien die Betriebserlaubnis.
Dafür würde sich prinzipiell die Pelletheizung eignen, doch taxieren die Nebenkosten in Form von Reinigung und Wartung dort in solchen Höhen, dass sich der Betrieb im Einfamilienhaus erst sehr spät rentiert. Im Mehrfamilienhaus geht die Rechnung aber ebenso auf, wie wenn sich mehrere Parteien zusammenschließen. Welche Heizung ist am günstigsten bleibt also auch eine individuelle Frage.