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« Lasten und Ladungen auf Baustellen richtig absichern »
Ob Großbaustelle, privater Heimwerkereinsatz oder auch nur die üblichen Tätigkeiten rund um Haus, Garage und Garten – wo Arbeiten ausgeführt werden, gilt es immer wieder, Dinge beim Transport oder direkt auf der Baustelle zu sichern. Denn die häufigsten Unfallursachen auf Baustellen sind ungesicherte Lasten oder Bauteile, die unkontrolliert in Bewegung geraten. Was für den Laien zunächst nach einem unkalkulierbaren Albtraum klingt, ist mit dem passenden Sicherungsmaterial und dem dazu gehörigen Hintergrundwissen gut zu beherrschen. Welche Sicherungsmittel zur Verfügung stehen und wie sich Spanngurte, Seilzüge und Seile richtig anwenden lassen, erklären wir im Folgenden.
Warum überhaupt Ladung sichern?
Häufig stellt sich auf Baustellen die Frage, warum man eine Last oder eine Ladung überhaupt sichern soll. Die Ladung soll doch nur eben schnell ein paar Meter weiter transportiert werden. Und das abgesetzte Bauteil wird doch ohnehin gleich weiter verarbeitet oder endgültig verbaut. Und sowieso sind doch viele Dinge so sperrig und schwer, dass sie sich nur mit großer Mühe bewegen lassen. So etwas muss doch nicht noch zusätzlich gesichert werden. Genau diese Annahmen sind es, die dazu führen, dass Sicherungsmaßnahmen oft vernachlässigt werden. Und genau deshalb passieren mit unterschiedlichsten Lasten die häufigsten Unfälle.
Dabei gehören Spanngurte, aber auch Seilzüge mitunter zu den wichtigsten Helfern auf einer Baustelle, wenn es um Sicherheit geht. Betrachtet man das Thema der Sicherung von Objekten auf theoretischer Ebene, so lässt sich das Problem gut mit der Formel Kraft = Masse x Geschwindigkeit erklären. Unfälle entstehen durch die Kraft, die ein unkontrolliert in Bewegung geratener Körper auf Dinge oder Menschen ausübt.
Da die Masse des Körpers unverändert bleibt, wird diese Kraft größer, je schneller sich der Körper bewegt. Als bildhaftes Beispiel kann man sich dagegen etwa den Holzbalken vorstellen, der auf einer Palette abgelegt wird. Natürlich liegt er hier im Augenblick augenscheinlich sicher. Kommt dagegen ein zweiter Balken dazu, kann sich die Balance der Palette ändern und der Balken ins Rutschen geraten.
Dasselbe gilt natürlich auch für alle anderen Lasten von der unscheinbaren Packung Schrauben bis hin zum offensichtlich schwergewichtigen Zementsack.
Unterschiede der Last- und Ladungssicherung
Spanngurte, Seilzüge oder einfache Seile? Um die richtigen Sicherungsmethoden zu wählen, gilt es, die erforderliche Art der Sicherung zu kennen. Selbstverständlich muss die Sicherung immer auf das konkrete Objekt im Einzelfall abgestimmt sein. Grundsätzlich kann man aber zwei Arten der Sicherung unterscheiden. Entweder werden Objekte in Ruhe gegen unbeabsichtigtes Verschieben, Losrollen etc. gesichert, oder Dinge in Bewegung werden so gesichert, dass sie fest mit ihrem Fahrzeug, Anhänger oder auch mit ihrer Palette verbunden sind, auf der sie bewegt werden. Der Hauptunterschied in der Sicherung von ruhenden und bewegten Dingen liegt in den auftretenden Kräften.
Betrachtet man nochmals die physikalische Formel, ist klar, dass zum Beispiel eine Palette Ziegelsteine in Ruhe und in Bewegung immer gleich schwer ist. Da sich in Bewegung noch die Geschwindigkeit hinzufügt, wird die auftretende Kraft erheblich größer, je schneller sich die Palette bewegt. Anschaulich lässt sich das so verdeutlichen: Steht die Palette und muss nur gegen unbeabsichtigte Bewegungen gesichert werden, treten geringere Kräfte auf, da die Geschwindigkeit ja bei Null beginnt und nur sehr niedrig ist. Fährt die Palette dagegen auf einem LKW, ist die ohnehin vorhandene Geschwindigkeit bereits erheblich, so dass bei einer Sicherung gegen das Verschieben auf dem LKW weit größere Kräfte aufgefangen werden müssen. Die Sicherung muss daher deutlich stabiler ausfallen.
Die verschiedenen Sicherungsmittel kurz erklärt
Doch womit gelingt denn nun die richtige Befestigung von Materialien, Geräten oder Bauteilen? Die folgenden Sicherungsmittel sind weit verbreitet und seit langem etabliert. Dazu gehören Spanngurte, die eher zu standhaften Befestigung gedacht sind.
Seile und Seilzüge kommen dann zum Einsatz, wenn Sie Lasten nicht nur sichern, sondern auch anheben müssen.
Seile
Seile sind wohl die ältesten Sicherungsmittel überhaupt. Früher aus Hanf gedreht oder geflochten, werden sie heute aus temperatur-, UV- und feuchtebeständigen Kunstfasern erstellt. Sind Seilsicherungen mit festen Ösen und Haken versehen, lassen sie sich einfach und leicht anwenden. Fehlen diese dagegen, ist die Verwendung heute unter Anwendung geeigneter Knoten nur noch sehr begrenzt zulässig. Wichtig ist die Kenntnis darüber, dass sich jedes Seilstück in Abhängigkeit von seiner Herstellungsart bei Belastung in einem gewissen Maß dehnt. Diese auch als „Reck“ bezeichnete Dehnung führt dazu, dass eine Sicherung mit Seilen nie absolut fest erfolgen kann.
Spanngurte
Ein Spanngurt, oder auch Zurrgurt, ist ein Gewebeband, das entweder nur mit einem Spannschloss versehen ist, oder das, an beiden Enden mit Haken versehen, in der Mitte mittels eines Spannschlosses verbunden und gespannt werden kann. Zurrgurte weisen praktisch keine Dehnung auf und sind in zahlreichen Dimensionen und Belastungsklassen erhältlich. Als durchgehendes Band können die Gurte gut um Lasten gelegt werden. Ein geteilter Spanngurt dagegen lässt sich beispielsweise gut am Anhänger oder LKW einhaken und über eine Ladung legen. Das Spannschloss erlaubt eine wohldosierte Spannkraft, sowie ein problemloses Nachspannen bei längeren Transporten.
Seilzüge
Ein Seilzug besteht üblicherweise aus einem Drahtseil mit entsprechenden Befestigungsmöglichkeiten, sowie einem Zuggerät, über welches das Drahtseil gespannt wird. Es eignet sich beispielsweise besonders gut zur Sicherung von Baufahrzeugen, Paletten und anderen Objekten auf Anhängern. Wichtig bei der Anwendung ist die Kontrolle, ob der verwendete Seilzug zur Ladungssicherung zugelassen ist. Einzelne Modelle sind auch lediglich zur Bewegung von Objekten konzipiert und können die Seilspannung nicht auf Dauer gewährleisten.
Ketten
Ketten sind das Mittel Nummer eins zur Befestigung aller schweren Dinge, die an der Fortbewegung gehindert werden sollen. Belastbar, absolut nicht dehnbar und unempfindlich gegen Umwelteinflüsse nehmen sie sehr hohe Kräfte ohne Festigkeitsverlust auf. Haken, Ösen, Schäkel und andere Hilfsmittel erlauben den vielseitigen Einsatz. Umständlich ist jedoch das Spannen der Ketten. Zwar existieren Spannschlösser für Ketten, diese sind jedoch recht groß und sperrig, so dass sie sich eher für große Ladungsteile eignen. Bekannt sind Ketten mit Spannschloss als vordefinierte Befestigungen für Baufahrzeuge und -maschinen auf Anhängern.
Häufige Fehler bei der Befestigung von Lasten und Ladung
Wo gearbeitet wird, geschehen auch Fehler. Da aber gerade bei beim Ladung sichern Fehler schnell schwerwiegende Auswirkungen haben, sollten die folgenden, häufigen Fehler bei der Befestigung mit Seilzug, Zurrgurt oder Seil im Hinterkopf behalten werden.
- Verwendung von Seilen mit zu hoher Dehnung: Die Sicherung lockert sich und die Ladung kann rutschen. Abhilfe schafft, wenn Sie einen Zurrgurt oder eine Kette verwenden.
- Verdrehte Ketten: Sind Kettenglieder in sich verdreht, kann sich die Kette später lockern oder bei plötzlicher, ruckhafter Belastung reißen. Daher sollten Ketten vor dem Spannen ordentlich und gerade ausgelegt werden.
- Beschädigtes Gewebe an Spanngurt oder Seilen: Wird ein Seil oder Zurrgurt über eine scharfe Kante geführt, kann das Sicherungsmittel geschädigt werden und bei Belastung reißen. Abhilfe schafft ein Seilschutz.
- Loser Seilzug: Löst sich das Seil eines Seilzugs, ist die Sicherung der Ladung nicht mehr gegeben. Nicht alle Seilzüge sind für haltende Funktionen geeignet und sollten daher geprüft und bei Bedarf durch Seile oder Gurte ersetzt werden.
So gelingt sicheres Arbeiten und Transportieren mit der richtigen Sicherung
Ladungssicherung ist wichtig und mitunter anspruchsvoll, aber bei Leibe nicht unerfüllbar. Wer die Zusammenhänge von Ladungen und geeigneten Sicherungsmethoden kennt, dem gelingt auch die Auswahl der richtigen Sicherungsmittel.
Werden diese dann fachkundig und korrekt eingesetzt, steht dem sicheren Arbeiten mit Lasten auf Baustellen nichts mehr im Wege.