Die moderne Heizung nutzt die Errungenschaften der Digitalisierung inzwischen mit Selbstverständlichkeit. Der herkömmliche Heizungsradiator wirkt im Smart Home auf den ersten Blick indessen noch immer wie ein Fremdkörper. Dies ist Vergangenheit. Denn das Viessmann Vitoconnect-System eröffnet nun bislang ungeahnte Möglichkeiten…
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Vernetzte Heizung – Viessmann läutet den digitalen Wandel ein
Der Grundstein dafür wurde 2004 mit der innovativen Vitotronic-Regelung gelegt. Sie sammelt Daten vom Heizkessel und den Radiatoren. Per LAN-Verbindung werden sie ans zentrale Steuerungsgerät übermittelt. Der Nutzer kann dort den gesamten Heizkreis, aber auch einzelne Thermostate überwachen und neu einstellen. Das In-Home-System machte die Bedienung der Anlage zum Kinderspiel. Einen Nachteil hatte sie jedoch: Mit mobilen Endgeräten konnte man die Heizung nicht fernsteuern.
Genau für diesen Zweck wurde das Viessmann Vitoconnect-Modul entwickelt. Es kombiniert den Bedienungskomfort von Vitotronic mit dem Sicherheitsbedarf, der in der mobilen Kommunikation unumgänglich geworden ist. So erfolgt die Datenübertragung mittels HTTPS-Protokoll und SSL-Verschlüsselung. Die Freischaltung des WLAN-Moduls OPTO 2 ist nochmal separat mit dem WPA2-Passwort des Routers abgesichert. Daneben erwarten die Bewohner nützliche Energiesparfunktionen und verbesserte Serviceoptionen:
- Die Sollwerte im Heizkessel passen sich nun den Außentemperaturen an. Zur Schlafenszeit wird die Leistung gedrosselt.
- Das System speichert die Vorlieben der Bewohner. So kann die Warmwasserbereitung sowie der Heizungsradiator der einzelnen Wohnräume mit individuellen Zeitplänen versehen werden.
- Das Übersichtsmenü enthält alle wichtigen Infos zum Heizkessel. Der lernende Algorithmus weist auf Einsparpotentiale hin.
- Im Störfall erhalten die Bewohner und der Installateur eine PUSH-Benachrichtigung mit detaillierter Fehleranalyse.
Vitoconnect – das Eingangstor zum Smart Home
Dem technisch versierten Leser ist damit klar: Das kann Vitoconnect nicht alles in Eigenregie leisten. Die Komponente übernimmt in der Tat nur den Part des hauseigenen Rechenzentrums ohne nennenswerte Speicherkapazitäten. Sie greift vielmehr auf die Datenbanken des Firmenservers Vitodata zu, auf dem die Kennwerte aller Heizkessel-Modelle gelistet sind.
Den dafür notwendigen Internetanschluss stellt das Viessmann WLAN Modul OPTO 2 her. Es dient gleichzeitig auch dazu, die Sensordaten vom Heizungsradiator ans Vitoconnect-Modul zu senden. Der OPTO 2 operiert zwar mit WLAN, verfügt aber über keinen eigenen Telefonanschluss. Demzufolge wird noch immer ein Router im Haus benötigt. Der Anschluss an den Heizkessel erfolgt kabelgebunden über die Optolink-Schnittstelle. Als letzte Komponente fehlt nun bloß noch die Fernbedienung.
Heizung fernsteuern mit der ViCare-App
Hierfür kommen sämtliche mobilen Endgeräte infrage, die natürlich nicht im Lieferumfang des Vitoconnect-Systems inbegriffen sind. Die Software hingegen schon: Das Steuerungsprogramm Vicare ist kostenlos und kann im App Store (für IPhone) bzw. auf Google Play (Android) heruntergeladen werden. Auf der Startseite lassen sich die einzelnen Wohnräume anwählen, die Wetterbedingungen vor Ort kontrollieren und die Warmwassertemperatur abrufen. Mit einer Wischbewegung lässt sich die Heizung hoch- oder herunterdrehen. Vitoconnect greift auf die GPS-Daten des Smartphones zu und fährt die Kesseltemperatur automatisch herunter, wenn man das Haus verlässt.
Wer lieber selbst am Hebel sitzt, kann die Heizung so fernsteuern, dass sie jeden Tag ein anderes Programm fährt. Der ViCare-Assistent überwacht den Nutzer währenddessen und warnt ihn, wenn die individuelle Einstellung dauerhafte Schäden an der Heizung zu verursachen droht. Er weist zudem auf Möglichkeiten zum Energiesparen hin. Updates werden automatisch aufgespielt, sodass man immer auf dem neusten Stand ist. Zusätzlicher Pluspunkt: Wer die Anlage mit ViCare steuert, erhält 5 Jahre Händlergarantie auf den gekauften Heizkessel.
Vitotrol – die Smartphone-Version der Viessmann Vitotronic-Regelung
Die erste Generation der Smart Home-Heizung ist auch nicht vergessen worden. Sie benötigt mit Vitotrol jedoch eine eigene App, weil das System LAN-basiert daherkommt. Statt Vitoconnect dient dort dementsprechend der herkömmliche Vitocom 100 als Kommunikationsmodul. Hohe Sicherheitsstandards schützen das Netzwerk vor unbefugtem Zugriff. Die App ist nicht aufwärtskompatibel gestaltet, kann demnach nur solche Anlagen steuern, die mit der Regelung Vitotronic 200 ausgerüstet sind.
Ihre Funktionen sind im Wesentlichen mit der ViCare identisch, erlauben also separate Heizungsradiator-Ansteuerung, die Einstellung der Kessel- und Wassertemperatur sowie der Zirkulationsgeschwindigkeit des Heizkreises. Bei der Vitotrol wird jedoch mehr Wert auf die Auswertung der Wetterdaten gelegt. Sie erfolgt besonders detailliert, weil Vitotronic-Anlagen häufig mit erneuerbaren Energien kombiniert werden.
Und für die effektive Nutzung von Wärmepumpen oder Solarthermie ist es immens wichtig, vorausschauend zu heizen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde weist Vitotrol den Nutzer auf jegliche Abweichungen vom normalen Betriebszustand hin.
VitoFloor – Steuerung der Fußbodenheizung
Moderne Flächenheizungen haben wieder andere Bedürfnisse. Sie passen die Raumtemperatur nicht umgehend, sondern erst über mehrere Stunden an. Somit ist ständiges Mikromanagement erforderlich, um die Heizung optimal zu betreiben. Die Einflussmöglichkeiten der Nutzer sind bei der VitoFloor-App daher empfindlich eingeschränkt.
Einzelraumregelung und Wunschprogrammierungen sind natürlich inbegriffen. Die Ansteuerung der Kesselanlage und der Umwälzpumpe, die den Wasserzufluss kontrolliert, erfolgt aber automatisch. Schließlich muss die Software bis zu 36 Heizkreise überwachen. Die Internetverbindung wird drahtlos, also übers Viessmann Vitoconnect-System, realisiert. Fußbodenthermostate können so natürlich nicht angesprochen werden, da die Kupferleitungen den Empfang beeinträchtigen. Sie müssen daher über LAN-Verbindungen direkt an den Router angeschlossen werden.
Vitoconnect lernt sprechen
Regelmäßige Software-Updates lassen es schon vermuten: Die Entwicklung des Systems ist noch lange nicht abgeschlossen. Seit der Markteinführung im Jahre 2017 sind dutzende kleinerer und größerer Verbesserungen vorgenommen worden. Die Kooperation mit Amazon zählt definitiv zu Letzterem: Im Sommer 2020 wurde die Sprachsteuerung implementiert, sodass Vitoconnect jetzt mit Alexa Skills ausgestattet ist. Dazu muss man nicht einmal ViCare installiert haben. Von Vorteil ist es aber doch, weil sich neben den Grundfunktionen so auch einzelne Thermostate gezielt ansprechen lassen. Dass sie anschließend akustisch antworten, entspricht nicht jedermanns Geschmack. Es vermittelt technikbegeisterten Smart Home-Fans aber einen ersten Eindruck vom Potential des Viessmann Vitoconnect-Systems.