Als RTL plus im Januar 1984 auf Sendung ging, vollzog sich ein lang erwarteter Wandel in der deutschen Fernsehlandschaft. In der Folge wurden die alten Zimmerantennen zunehmend von Kabelanschlüssen und der eigenen Satellitenschüssel abgelöst. Obwohl jene Empfangsarten aufgrund zahlreicher Streaming-Angebote inzwischen überholt scheinen, vertrauten 2017 noch immer über 10 Millionen Haushalte ihrer zuverlässigen SAT-Schüssel. Wer in Eigenregie die Satellitenschüssel montieren und ausrichten möchte, sollte sich im Vorfeld aber auf einige knifflige Arbeitsschritte vorbereiten.
Inhaltsverzeichnis
Die Ursprünge der Fernsehsignale
Am Anfang steht die Planung. Immerhin soll die Satellitenschüssel nach dem Ausrichten Signale aus dem erdnahen Orbit entschlüsseln.
So kreisen die modernen Kommunikationssatelliten in einer durchschnittlichen Höhe von 36 Kilometern um unseren Heimatplaneten. Dass das Fernsehbild bei nicht gänzlich idealer Ausrichtung der SAT-Schüssel zuweilen seine Kooperation verweigert, kann somit kaum überraschen.
Zu Beginn der Fernseh-Ära wäre man über die heutigen Möglichkeiten aber restlos begeistert gewesen: Die riesigen Sendemasten der damaligen Rundfunkanstalten nutzten Radiowellen, um mit dem Programm eine möglichst breite Anzahl an Zuschauern zu erzielen. Der Nachteil dabei war, dass die Signalqualität mit zunehmender Entfernung rasch nachließ. Goebbels und Hitler waren sich der Propagandawirkung des Fernsehens aber nur zu bewusst und scheuten keine Mühen, dessen Funktionsfähigkeit noch vor dem Start der Olympischen Spiele 1936 zu organisieren.
Die Gegenspieler der beiden Demagogen hatten währenddessen anders im Sinn. So begann das britische Militär 1937 entlang der Ostküste mit dem Bau reichweitenstarker Radaranlagen, die letzten Endes den Luftkrieg um England entscheiden sollten. Ihr Aufbau war mit dem der heutigen Satellitenschüssel-Technik weitgehend identisch und setzte schon damals auf den Einsatz großflächiger Parabolspiegel, um die Funksignale auf den Empfänger zu fokussieren.
Jene Detektoren firmieren heutzutage allerdings unter der Bezeichnung LNB (Low Noise Block) und bestehen überwiegend aus Plastikelementen. Abgesehen davon operieren sie jedoch noch immer nach dem gleichen Muster: Die aufgezeichneten Radiowellen werden fokussierter Form empfangen, in elektrische Signale umgewandelt und anschließend vom Entschlüsselungsgerät (Decoder) in seiner ursprünglichen Form wiedergegeben.
Vor nicht allzu langer Zeit wurden dafür noch Receiver eingesetzt, die ihr Dasein nun in den Kellern und Lagerräumen deutscher Eigenheime fristen. Schließlich ist in modernen HD-Fernsehern, neben vielen anderen Vorzügen, die Technik zur Entschlüsselung der Funksignale bereits im Hauptgerät integriert. Bevor man die Satellitenschüssel ausrichten kann, müssen aber noch weitere Grundvoraussetzungen abgecheckt werden:
Wie sieht es mit der Eigeninstallation aus?
Als Hauseigentümer ist man bekanntlich sein eigener Herr. Somit kann auch niemand etwas ausrichten, wenn Sie Ihre Satellitenschüssel montieren möchten.
Wer zur Miete oder in einem Mehrfamilienhaus wohnt, wird dagegen feststellen müssen, dass Installationen an der Außenfassade nur in Ausnahmefällen genehmigt werden, da diese den Immobilienwert negativ beeinflussen. Nicht zuletzt aus jenem Grunde, schließen Vermieter zumeist langfristige Verträge mit Kabelanbietern.
Darauf achten, dass keine Hindernisse im Weg sind
Dass das Fernsehsignal auf seinem langen Weg vom Sender zum Satelliten und zurück zur Erde schon einmal qualitative Einbußen zu verzeichnen hat, dürfte nicht überraschen. Was man weniger erwarten sollte, betrifft den Fakt, dass der Löwenanteil der Signalstörungen auf den letzten Metern auftritt.
Bevor man die Satellitenschüssel ausrichten lässt, gilt es daher sicherzustellen, dass sich keine direkten Hindernisse zwischen ihr und dem Firmament befinden.
So können hochgewachsene Bäume in der Nähe des Hauses den Empfang schon erheblich beeinträchtigen. Ähnliche Effekte sind in eng bebauten Innenstädten festzustellen. Benachbarte Hochhäuser, die einen Teil des Himmels verdecken, lassen den störungsfreien Empfang beinahe unmöglich werden.
Was ist beim Ausrichten der Schüssel sonst noch zu berücksichtigen?
Wer seine SAT-Schüssel ausrichten lässt, ohne sich zuvor mit den Tücken der Verkabelung vertraut gemacht zu haben, könnte ebenfalls unangenehme Überraschungen erleben. Letztlich operiert die Technik bis heute mit relativ störungsanfälligen Koaxialkabelverbindungen. Beträgt die Entfernung zwischen Schüssel und Fernseher mehr als 20 Meter, wird die empfangene Signalstärke äußerst unbefriedigend ausfallen. Mithilfe spezieller Signalverstärker lässt sich dieser Makel zwar ausmerzen. Allerdings sind damit zusätzliche Kosten von 50 – 100 Euro verbunden, die denen der Hauptanlage nur geringfügig nachstehen. Außerdem sind wetterbedingte Einflüsse zu berücksichtigen.
So nähert sich der Fernsehempfang an Tagen mit klarem Himmel seinen Idealwerten an. Im Vergleich zu Niederschlägen und hohen Windgeschwindigkeiten stellt Wolkenbildung aber noch das geringere Übel dar. Eigenheimbesitzer, an deren Wohnort solche Verhältnisse üblicherweise herrschen, dürften mit klassischem Kabelfernsehen bzw. einem High-Speed-Internet-Anschluss wesentlich besser fahren. Abgesehen von diesen Punkten hat sich aber insbesondere die korrekte Platzierung der Schüssel als essenziell für den perfekten Fernsehgenuss erwiesen.
Idealer Standort für Satellitenempfang: Das Dach der Welt
Dazu gilt es zunächst zu bedenken, dass jeder Meter, den das Signal durch die Atmosphäre zurücklegt, sich negativ auf dessen Qualität auswirkt. Den besten Fernsehempfang dürften demnach die Astronauten auf der ISS verzeichnen, während auf der Erde der Himalaya der ideale Platz für Satellitenschüsseln wäre. Allein die Arbeitsplanung, um die Schüssel auf dem Mount Everest mit nur einem einzigen Fernseher in Deutschland zu verkabeln, wird aber selbst den geschicktesten Techniker an den Rand der Verzweiflung treiben. Dass Satellitenschüsseln in Deutschland automatisch mit Dächern assoziiert werden, hat somit schon seine Berechtigung.
Bei starker Bebauung oder natürlichen Hindernissen lässt es sich jedoch nicht immer verhindern, die Anlage direkt an der Hausfassade zu montieren. Dass dieser Standort eher als suboptimal einzustufen ist, lässt sich aber schon daran ablesen, dass hier zu den signalschwachen Tageszeiten (also um die Mittagszeit) mitunter komplette Sendeausfälle zu verzeichnen sind. Bedeutend wichtiger ist aber die Frage, in welche Himmelsrichtung man die Satellitenschüssel ausrichten soll.
Diese ist leicht beantwortet, da all unsere Kommunikationssatelliten in einer geostationären Bahn über dem Äquator kreisen. Demnach muss die Ausrichtung der Anlage in Europa grundsätzlich nach Süden erfolgen.
Leichte Abweichungen ergeben sich dahingehend, welchen Satelliten man anpeilen möchte: So befindet sich Astra 1C (strahlt sämtliche deutschsprachige Sender aus) 19.2 Grad östlich des Äquators, während das türkische System Türksat um 42 und Hotbird (französische, italienische und polnische Sender) um 13 Grad davon abweichen.
Satellitenschüssel selbst montieren und ideal ausrichten – Schritt für Schritt
Die theoretischen Ausführungen wären damit abgeschlossen. Nun wird es also langsam Zeit für handfeste Tätigkeiten. Wer seine SAT-Schüssel selbst montieren und ausrichten möchte, sollte dafür zunächst folgende Checkliste abhaken:
- Haltekonstruktion für Dachinstallation vorhandenen?
- mindestens 30 Meter Koaxialkabel inklusive passender F-Steckverbindungen parat?
- HD-fähigen Fernseher angeschlossen und konfiguriert?
- Smartphone mit installierter Satfinder-App?
- Sicherungsmaßnahmen durchgeführt (etwa Auffanggurte oder Gerüste), um Abstürze zu verhindern?
So gehen Sie genau vor
- Die Haltekonstruktion besteht in der Regel aus einem simplen Stahlrohr, das mithilfe der mitgelieferten Bolzen im Dachgerüst verankert werden muss. Anschließend wird die Schüssel an der vorgesehen Markierung fixiert, wobei darauf zu achten ist, dass die drehbare Haltevorrichtung nicht blockiert wird.
- Schließlich wird damit der Neigungswinkel der Satellitenschüssel eingestellt, der im deutschen Staatsgebiet etwa 32 Grad betragen sollte. Zuvor gilt es aber erstmal, die geostationäre Bahn der TV-Satelliten grob anzupeilen. Dazu ist es recht hilfreich, sich umzusehen, um zu überprüfen, in welche Richtung die Nachbarn ihre Schüssel ausrichten ließen.
- Um die Anlage dann exakt zu justieren kommt das Smartphone zum Einsatz. So sind heutzutage kostengünstige Programme im Umlauf, die die genaue Position der angepeilten Kommunikationssatelliten anzeigen und somit die ideale Signalqualität garantieren. Wer sich mit solchen technischen Hilfsmitteln unsicher fühlt, kann natürlich auch die althergebrachte Methode verwenden, um die Satellitenschüssel zu montieren: Dazu wird man allerdings ein kleines Helferlein damit beauftragen müssen, die Empfangsqualität am Fernsehbild zu ermitteln, während man auf dem Dach mit dem Justieren der Feineinstellungen beschäftigt ist. Bei diesem Arbeitsschritt sollte aber zwingend darauf geachtet werden, dass man nicht abrutscht. Sicherheit ist oberstes Gebot.
Verlegung der Leitung
Nach dem Sie die Satellitenschüssel montiert und ausgerichtet haben, gilt es noch einen weiteren Schritt vorzunehmen, bevor das Entertainment beginnen kann. Nun muss das bislang nur provisorisch angeschlossene Koaxialkabel fachgerecht verlegt werden. Am LNB selbst sollte es dazu mit Kabelbindern fixiert werden.
Dabei ist aber darauf zu achten, dass die Leitung nicht geknickt wird und für eventuelle Nachbesserungen allgemein noch etwas Spielraum hat. Damit das Signal zum Fernseher gelangt, wäre es natürlich ideal, die Leitung unter Putz zu verlegen. Da dies bei Altbauten aber jeglichen finanziellen und zeitlichen Rahmen sprengen würde, werden in der Regel nur ein paar kleine Löcher in direkter Nähe zu den Außenwänden gebohrt. Eine einfache Bohrmaschine reicht.
So wird das Koaxialkabel Stockwerk für Stockwerk durchs Gebäude und hinter den Fußleisten schließlich direkt zum Fernseher geführt. Die Löcher sollten im Anschluss aber mit etwas Silikon oder Acryl verklebt werden, um zu vermeiden, dass Insekten und Feuchtigkeit ins Haus eindringen. Sollte das Signal mehrere Empfangsgeräte speisen, müssen dem Kabel zudem noch sogenannte „Splitter“ zwischengeschaltet werden. Diese Module teilen das Signal in zwei oder drei Stränge auf. Ihr Nachteil ist, dass sie die Signalstärke negativ beeinflussen, weshalb sie anschließend wieder mit einem Signalverstärker kombiniert werden müssen.
Satellitenschüssel selbst montieren? Dann bereiten Sie sich gut vor
Wie Sie sehen, ist es nicht so einfach, eine SAT-Schüssel zu montieren und auszurichten. Vor allem der Aspekt „Sicherheit“ wirkt hier schwer. Alles in Allem klingt das nach recht viel Aufwand, um sich sein Feierabendbierchen vorm Fernseher genehmigen zu können.
Womöglich entscheiden sich die deutschen Eigenheimbesitzer auch deswegen zunehmend dafür, ihr Fernsehsignal über die Internetleitung zu beziehen. Wenn Sie die Arbeiten nicht scheuen, dann bereiten Sie sich ausreichend vor.