Risse in der Wand treten bei fast jedem Gebäude auf. Meistens sind sie harmlos, je nach Typ und Ursache können sie aber auch auf ernsthafte bauliche Probleme hindeuten. In diesem Artikel erklären wir, wie Risse entstehen und woran man die gefährlicheren Arten erkennen kann.
Inhaltsverzeichnis
Schwindrisse
Zu den häufigsten Arten von Rissen zählen die sogenannten Schwindrisse. Diese entstehen, wenn sich der Beton oder der Putz beim Trocknen zusammenziehen. Dies ist ein normaler Vorgang, sodass sich diese Art fast nie vermeiden lässt. Sind sie allerdings sehr ausgeprägt und treten schnell nach der Erstellung in einer netzartigen Form auf, kann das darauf hindeuten, dass der Putz oder die Betonoberfläche zu schnell getrocknet sind.
Das passiert vor allem dann, wenn die Oberfläche der Wand durch Sonneneinstrahlung erhitzt oder durch trockene Luft (sowohl im Sommer als auch im Winter möglich) ausgetrocknet wird oder dem Wind ausgesetzt ist. Da die Betonoberfläche bei Austrocknungsgefahr geschützt werden muss (z. B. durch Abdecken oder durch ein filmbildendes Mittel), können Risse dieser Art als handwerkliche Fehler gelten.
Spannungsrisse
Risse im Mauerwerk können auch durch Spannungen verursacht werden, für die der jeweilige Baustoff (z. B. der Putz) nicht ausgelegt ist. Ein klassisches Beispiel sind Fugen zwischen Wand und Decke, wenn diese aus separaten Bauelementen bestehen und nicht starr miteinander verbunden sind. Durch thermische Längenänderung verschieben sich die Bauteile gegeneinander, wodurch der Putz reißt. Der gleiche Effekt kann bei Dachschrägen auftreten, die sich durch den Winddruck durchbiegen. Die einzige Möglichkeit, diese Art von Rissen zu verhindern, ist die Trennung der jeweiligen Putzoberflächen. Ebenfalls möglich ist das Maskieren der Schnittstellen mit einer Schattenfuge oder mit Abdeckleisten. Auch Decken aus Stahlbeton reißen fast zwangsläufig.
Eine Decke biegt sich durch ihr Eigengewicht und die von ihr getragenen Lasten stets etwas durch. Da dadurch Zugkräfte auf die Unterseite der Decke einwirken und Beton eine sehr geringe Zugfestigkeit hat, bilden sich dort Haarrisse. Erst jetzt kann der eingebettete Stahl die Zugkräfte aufnehmen und die Decke wird stabilisiert. Problematisch sind Spannungsrisse dann, wenn sie durch falsche Auslegung oder handwerkliche Fehler entstehen.
Dies kann z. B. der Fall sein, wenn eine nichttragende Wand innen nicht fachgerecht eingezogen wurde. Auf sie wirken dann oft Kräfte ein, für die sie nicht ausgelegt ist. Um hier Risse in der Wand zu vermeiden, muss diese mit einem elastischen Material von den tragenden Teilen entkoppelt werden.
Setzrisse
Eine der gefährlicheren Ursachen für Risse im Mauerwerk sind Setzungen. Der Boden unter jedem Gebäude „setzt“ sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums nach Errichtung. Dabei wird der Untergrund komprimiert und das Wasser aus ihm herausgepresst. Die Dauer des Vorgangs hängt von der Festigkeit des Bodens ab – auf Kies oder Sand kann er nach einigen Monaten abgeschlossen sein, während Tonböden jahrzehntelang „arbeiten“ können.
Das Haus senkt sich um etwa 10 – 15 Millimeter ab, was bei einer gleichmäßigen Setzung kein Problem ist. Weist der Boden aber eine ungleichmäßige Festigkeit auf (z. B. durch eine Gesteinsschicht mit Gefälle), kann eine Schiefstellung entstehen, die im gesamten Gebäude Risse verursachen kann.
Auch durch Einwirkung benachbarter Gebäude können Setzrisse entstehen – z. B. wenn sich der von den Gebäuden ausgeübte Druck überlagert.
Ebenfalls möglich ist eine unbemerkte Änderung der Bodenfestigkeit – z. B. wenn ein benachbartes Gebäude über ein tieferes Fundament verfügt und das umliegende Erdreich beim Bauvorgang ausgehoben und dann wieder aufgeschüttet wurde.
Durch ein Baugrundgutachten vor dem Bau können Unregelmäßigkeiten in der Bodenbeschaffenheit und -festigkeit ermittelt werden. Wurde dies versäumt, kann das in Verbindung mit einer unzureichenden Steifigkeit des Gebäudes zu Rissen führen. Setzrisse zeigen sich meist als schräg verlaufende Risse im Mauerwerk, die sowohl innen als auch außen sichtbar sein können. In Abhängigkeit von ihrer Größe können sie harmlos sein oder auf ein ernsthaftes statisches Problem hindeuten.
Gefährliche Risse in der Wand erkennen
Das Gefahrenpotential eines Risses lässt sich vor allem an seiner Breite und Tiefe (Verlauf im Putz oder Mauerwerk) abschätzen. Haarrisse sind nicht mehr als 0,2mm breit und in der Regel harmlos. Problematisch wird es, wenn er breiter ist. In solchen Fällen macht es Sinn, die Rissentwicklung zu beobachten. Dazu kann man regelmäßige Fotos machen, Anfang und Ende des Risses mit Bleistift und Datumsangabe markieren, oder eine Gipsmarke anbringen, die bei weiterer Verbreiterung des Risses aufreißt. Wächst der Riss oder deuten andere Umstände auf einen möglichen Baumangel hin, muss ein Bausachverständiger hinzugezogen werden. Dieser untersucht unter anderem, ob der Schaden lediglich durch den Putz oder auch durch das Mauerwerk verläuft. Allerdings sind ernsthafte Probleme mit der Statik glücklicherweise selten, sodass eine Sanierung des Risses meistens ausreicht.
Ein Riss kann übrigens auch dann problematisch sein, wenn er nicht auf bauliche Mängel hindeutet. In Wand oder Decke können er bei Gebäuden aus Stahlbeton Feuchtigkeit an die Armierung lassen, die dadurch zu rosten beginnt. Sie sollten deswegen stets fachgerecht saniert werden. Ähnlich verhält es sich bei Rissen in der Fassade, durch die Regenwasser zum Mauerwerk vordringen kann. Außerdem kann eindringendes Wasser im Winter gefrieren und den Schaden vergrößern.
Ausbesserung der Wand
Risse im Mauerwerk oder im Putz können auf unterschiedliche Weise verfüllt werden. Die empfohlene Vorgehensweise hängt dabei vor allem davon ab, ob sich der Riss außen oder innen befindet. Haarrisse im Innenbereich lassen sich oft einfach überstreichen, wobei eine elastische Farbe – z. B. eine Dispersionsfarbe – verwendet werden sollte. Ist der Riss breiter, kann er mit Gips oder Reparaturspachtel repariert werden. Dafür wird er mit einem Spachtel aufgeweitet und der Putz ggf. mit Tiefengrund behandelt. Danach kann die Spachtelmasse aufgebracht werden. Bei Setzrissen, die sich noch weiter verbreitern könnten, bietet sich die Verwendung von Gewebe oder Malervlies zur Überbrückung an. Diese verhindern, dass die Oberfläche bei einer Verbreiterung des Risses im Mauerwerk wieder aufreißt.
Risse in der Fassade sind aufgrund ihrer Größe und der erforderlichen Wetterbeständigkeit oft schwieriger zu verfüllen. Abhilfe schaffen Fugenfüllprofile. Diese sind in verschiedenen Durchmessern erhältlich, wobei 5 mm für fast jeden Riss ausreichen. Vor dem Einsetzen des Profils muss der Riss auf die erforderliche Breite aufgeweitet werden – z. B. mittels eines Fugenfräsers mit Winkelschleifer. Anschließend wird PU-Schaum eingesprüht und das Profil eingesetzt. Überstehender Schaum kann nach der Trocknung abgeschnitten werden. Dann werden die Ränder des Risses mit Kreppband abgeklebt und die Oberfläche mit Haft- oder Tiefengrund behandelt. Ist dieser getrocknet, kann die Fugenmasse aufgetragen werden.
In der Regel wird hier Acryl verwendet, da es sich überstreichen lässt. In bestimmten Fällen – z. B. wenn Elastizität gefordert ist, weil der Riss noch nicht zur Ruhe kam – muss stattdessen auf Silikon zurückgegriffen werden.
Nach Glättung und Aushärtung der Acrylfuge kann die Wand überstrichen werden. Dafür eignet sich am besten Latex- oder Acrylfarbe. Diesen Schritt sollte man auch dann nicht überspringen, wenn das Acryl farblich zur Fassade passt, da es Staub anzieht und sich mit der Zeit verfärbt.
Nach Abziehen des Malerkrepps und Trocknung der Farbe ist der Riss dauerhaft und wetterbeständig ausgebessert.