© smuay / Fotolia.com

Lüftungsanlage nachrüsten

« Das müssen Sie beim nachträglichen Einbau einer Wohnraumlüftung beachten »

Moderne, gut gedämmte Häuser sparen Heizenergie – aber sie haben einen Nachteil: Der natürliche Luftaustausch wird stark reduziert. Feuchtigkeit aus Küche, Bad und dem täglichen Leben bleibt länger im Raum, was zu einem unangenehmen Wohnklima und im schlimmsten Fall zu Schimmelbildung führen kann. Klassisches Lüften reicht oft nicht aus, um die Luftqualität dauerhaft zu verbessern, vor allem wenn regelmäßig gelüftet werden müsste, aber niemand zu Hause ist. Doch wie lässt sich eine Lüftungsanlage nachträglich einbauen, ohne gleich große Umbauten vornehmen zu müssen? Welche Lösungen gibt es speziell für Altbauten? Und lohnt sich der Aufwand überhaupt? In diesem Artikel erfahren Sie, welche Möglichkeiten es gibt, eine Lüftungsanlage nachzurüsten – von einfachen Nachrüstlösungen bis hin zu effizienteren, langfristigen Systemen.

Woher kommt die Feuchtigkeit?

Menschen brauchen Wasser. Längst nicht nur zum Trinken, sondern ebenso zum Waschen, Kochen, Duschen, Baden und um die Zimmerpflanzen zu gießen. Der größte Teil des Brauchwassers verschwindet zwar wieder über die Kanalisation. Doch Bad, Toilette und Küche sind wahre Dampfmaschinen, wenn es um das Raumklima geht. Ebenso ist jeder Mensch ein permanent aktiver Emitter von Luftfeuchtigkeit. Eine vierköpfige Familie produziert so pro Tag ca. 12–15 Liter Wasser, der als Wasserdampf in die Umgebungsluft abgegeben wird.

Vierköpfige Familien produzieren pro Tag ca. 12-15 Liter Wasserdampf
© LIGHTFIELD STUDIOS / Fotolia.com

Bei alten, zugigen Fachwerkhäusern war das auch kein Problem. Unsere modern gedämmten Wohnungen lassen jedoch nicht nur keine Wärme mehr nach außen entweichen – die Luftfeuchtigkeit wird ebenso eingesperrt.

Luftfeuchtigkeit sucht sich immer den kältesten Punkt zum Kondensieren. Da braucht es noch nicht einmal mehr eine Wärmebrücke in der Fassade. Es genügt bereits ein kleiner Temperaturunterschied, um eine Feuchtstelle an der Wand entstehen zu lassen. Die Luft gibt ihre Feuchtigkeit dort ab und der Schimmel kann seinen Angriff beginnen.

Reicht einfaches Lüften um Kondenswasser zu vermeiden oder ist die Montage einer Lüftung eine bessere Lösung?
© Africa Studio / Fotolia.com

Lüften reicht nicht

Vor der Dämmoffensive war Lüften relativ problemlos. Aus dieser Zeit stammen die heute noch gebräuchlichen Kippfenster, die für eine angenehme, permanente Lüftung gesorgt haben. Bei den hochgedämmten Fassaden von heute sind die Kippfenster aber nicht mehr optimal. Sie lassen nicht nur die Luft nach außen entweichen, sie verschwenden auch die kostbare Heizwärme.

Die Empfehlung der Fachleute ist ein zwei- bis dreimaliges Stoßlüften pro Tag. Doch welcher Berufstätige hat dazu die Gelegenheit, alle vier Stunden alle Fenster aufzureißen?

Der einzige Ausweg aus dem Dilemma heißt daher: Lüftungsanlage nachrüsten. Am einfachsten und nachhaltigsten geht dies zwar bei der Planung von einem Neubau. Doch auch für den Altbau hat die Industrie sehr interessante Lösungen entwickelt. Der Fortschritt der Technik geht jedoch in diesem Punkt noch weiter. Die Technologien rund um die Wohnungslüftung wird auch in Zukunft für Überraschungen sorgen.

Leistungen einer Lüftungsanlage

Eine Lüftungsanlage ist kein Ventilator. Ventilatoren an Decke oder als Standgerät wälzen lediglich die vorhandene Luft im Raum um. Das Raumklima ändert sich dadurch nicht: Luftfeuchtigkeit und verbrauchter Sauerstoff werden nicht verändert. Darum heißt die eigentliche Mission einer Lüftungsanlage: Raumluft austauschen. Nur wenn permanent die verbrauchte Innenluft nach außen geblasen und dafür frische Außenluft nach innen geleitet wird, kann man von einer echten Wohnungslüftung sprechen.

Fischer Wandkonsole Klimagerät 500 mm KSU 500 für Klimaanlage, Pumpen an Wänden, Wandträger 553734

Wirklich effizient wird eine Wohnraumlüftung aber erst dann, wenn sie noch einen weiteren, ganz entscheidenden Trick beherrscht: die Rückhaltung der Raumwärme. Nur wenn mit der Altluft die Luftfeuchtigkeit nach außen abgeführt, von außen frische Luft eingeführt, aber gleichzeitig die Raumwärme erhalten bleibt, hat man alle Vorteile, die eine moderne Wohnraumlüftung bieten kann. Das klingt zwar widersprüchlich – die Konzepte der bekannten Hersteller wie Viessmann, Dimplex oder Soler & Palau beherrschen diese Technik aber bereits.

Welche Voraussetzungen erfüllt eine gute Lüftungsanlage?
© yurich84 / Fotolia.com

Ideal realisieren sich Planung und Einbau einer Lüftungsanlage beim Neubau. Doch auch für den Altbau gibt es Lösungen, mit denen man eine Lüftungsanlage nachrüsten kann. Die verfügbaren Lösungen für ältere Häuser sind jedoch vorwiegend für die Zeit außerhalb der Heizperiode verfügbar.

Zwei Ansätze für ein Ziel

Man muss bei der Wohnraumlüftung zwischen zwei technischen Ansätzen unterscheiden:

  • Zentrale Lüftung
  • Dezentrale Lüftung

Nachrüstung einer zentralen Lüftungsanlage

Eine zentrale Lüftungsanlage nachzurüsten ist möglich, aber mit erheblichem baulichen Aufwand verbunden. Da ein Lüftungssystem aus Kanälen besteht, die die Frischluft in die Räume leiten und verbrauchte Luft absaugen, müssen Wände geöffnet oder abgehängte Decken eingebaut werden. In bestehenden Gebäuden ist das oft nur wirtschaftlich, wenn ohnehin eine größere Sanierung geplant ist. Alternativ gibt es Nachrüst-Systeme, bei denen die Luftführung über schmale Lüftungskanäle oder Sockelleisten verlegt wird, um den Eingriff in die Bausubstanz zu minimieren. Zentrale Anlagen sind besonders effizient, wenn sie eine Wärmerückgewinnung besitzen – dadurch bleibt die Heizenergie erhalten und die Heizkosten werden gesenkt.

DIMPLEX 364560 DL50R WANDHÜLSE RUND MIT AUSSENWANDBLEND

Nachrüstung einer dezentralen Lüftungsanlage

Für bestehende Gebäude ist die dezentrale Lüftungsanlage meist die einfachere Lösung. Hier werden einzelne Lüftungseinheiten direkt in die Außenwand der jeweiligen Räume eingebaut. Diese Geräte arbeiten oft paarweise: Während eine Einheit Frischluft ansaugt, führt die andere verbrauchte Luft ab. Moderne Systeme verfügen über Wärmetauscher, die einen Großteil der Raumwärme erhalten. Der Installationsaufwand ist überschaubar – es muss lediglich eine Kernbohrung für die Lüftungseinheit vorgenommen und die Stromversorgung sichergestellt werden. Dezentrale Systeme sind besonders gut geeignet, wenn gezielt einzelne Räume wie Schlafzimmer, Wohnzimmer oder Badezimmer mit einer kontrollierten Lüftung ausgestattet werden sollen.

Lüftungsanlage nachrüsten in Altbauten – Planung und Umsetzung

Das Nachrüsten einer Wohnungslüftung in Altbauten ist grundsätzlich möglich, erfordert aber eine sorgfältige Planung. Während dezentrale Lüftungssysteme für Heimwerker machbar sind, erfordert eine effiziente Umsetzung mehr als nur eine einfache Kernbohrung und das Einsetzen eines Ventilators.

1. Planung und Luftstromanalyse:

Ein durchdachtes Lüftungskonzept ist essenziell, um beim Nachrüsten Stauwärme, Feuchtigkeitszonen und ungleichmäßigen Luftaustausch zu vermeiden. Ein Energieberater oder Lüftungsspezialist kann mithilfe einer Luftqualitätsmessung oder Blower-Door-Test feststellen, wo Feuchtigkeit anfällt und welche Räume priorisiert belüftet werden sollten. Besondere Aufmerksamkeit erfordern Bäder, Küchen und Schlafräume, in denen die Feuchtigkeit besonders hoch ist.

2. Wahl des richtigen Systems:

Je nach Bauweise des Hauses kann beim Nachrüsten zwischen dezentralen Einzelraumlüftern oder einem kleineren, vernetzten Lüftungssystem gewählt werden. Dezentrale Lösungen erfordern pro Raum eine Kernbohrung für die Lüftungseinheit, während semi-zentrale Systeme mehrere Räume über Kanäle oder Lüftungsleitungen versorgen. Wichtig ist, dass die Luftströme richtig geführt werden, um unerwünschte Zugluft oder ungleichmäßige Belüftung zu vermeiden.

VIESSMANN 7571848 Vitovent 100-D H00E A45

3. Installation und bauliche Maßnahmen:

Für den Einbau bzw. das Nachrüsten eines dezentralen Lüfters sind folgende Schritte erforderlich:

  • Kernbohrung mit einem leistungsstarken Bohrgerät, idealerweise mit Absaugung, um Staub zu minimieren.
  • Einsetzen der Lüftungseinheit mit Schall- und Wärmedämmung, um Lärmbelästigung und Wärmeverluste zu reduzieren.
  • Anschluss ans Stromnetz, oft mit einer Steuerung per Timer oder Feuchtigkeitssensor.
  • Optimierung der Luftführung, indem Zuluftöffnungen an gegenüberliegenden Seiten von Türen oder Fenstern geschaffen werden.
Ein Handwerker installiert eine Lüftungsanlage
© Wellnhofer Designs – stock.adobe.com

4. Integration in die Gebäudesteuerung:

Moderne Lüftungssysteme – einmal nachgerüstet – lassen sich mit Feuchtesensoren, CO₂-Messgeräten oder Smart-Home-Systemen verbinden, um die Lüftung je nach Bedarf zu steuern. Dadurch lässt sich nicht nur Energie sparen, sondern auch ein gleichmäßiges, gesundes Raumklima schaffen.

5. Kosten-Nutzen-Abwägung:

Während der Materialaufwand für eine dezentrale Nachrüstung überschaubar bleibt, sollte die Planung nicht unterschätzt werden. Beratung durch einen Fachmann kann helfen, Fehler zu vermeiden und langfristig Energieeinsparungen sowie eine Schimmelprävention sicherzustellen.

Interessante Konzepte zur Wohnraumlüftung

Soler & Palau

Die einfachsten und preiswertesten Lösungen für eine Wohnraumlüftung liefert beispielsweise das Unternehmen Soler & Palau. Die Wandventilatoren überzeugen durch einen niedrigen Stromverbrauch, eine hohe Leistung und vor allem durch einen sehr leisen Lauf.

   S&P Axialventilator, 400V HCGT/2-315/L

Viessmann

Viessmann bietet für das Thema „Lüftungsanlage nachrüsten“ interessante Konzepte mit integrierter Wärmerückgewinnung. Viessmann Geräte garantieren ein hohes Maß an Gleichmäßigkeit im Raumklima. Das macht die Anlagen vor allem für Asthmatiker und Allergiker sehr interessant. Eine gleich bleibend trockene Raumluft kann die eigene Wohnung durchaus in einen kleinen, privaten Luftkurort verwandeln. Viessmann Geräte sind recht teuer. Für eine dezentrale Lüftung sind sie zwar durchaus einsetzbar, jedoch ist dies eine Kostenfrage.

VIESSMANN Z014591 VITOVENT 300-C TYP H32S B150

Dimplex

Dimplex ist hingegen ein Technologielieferant für besonders anspruchsvolle Anwender. Die Lösungen rund um die Wohnraumlüftung sind umfassend, nachhaltig und an Effizienz kaum noch zu überbieten. Dimplex bietet dezentral platzierbare Sensoren, Aktoren, Lüftungsklappen und Kanäle, Feuchtemesser und viele Komponenten mehr, mit denen sich das Thema Wohnraumlüftung auf ein neues Niveau heben lässt. Allerdings hat dies nichts mehr mit Nachrüsten im eigentlichen Sinne zu tun. Im Gegensatz zu den Produkten von Soler & Palau oder Viessmann eignet sich Dimplex damit eher für die geplante Wohnungslüftung beim Neubau.

VIESSMANN Z014596 Wandhülse mit Außenblende für Vitovent 200-D DIMPLEX 372720 DL 50 WE2 372720 LUEFTUNGSGERAET VERSION E MIT INNENWANDBLENDE