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Insbesondere im Sommer ist ein gemütlicher Balkon ideal zur Entspannung und steigert die Wohnqualität erheblich. Wie Sie Ihren eigenen Balkon planen und selbst bauen, erfahren Sie hier.
Gerade in den Sommermonaten kann ein Balkon den Wohnkomfort enorm steigern. Egal ob man ein Bad in der Sonne nimmt oder den Feierabend bei einem Drink einleiten möchte – angenehme Stunden an der frischen Luft sind Ihnen sicher. Wenn Sie planen, diesen Ort der Entspannung auch in Ihr Zuhause zu integrieren, dann können Sie einen Balkon selbst bauen, wenn Sie einige Dinge beachten. Wir zeigen, worauf es ankommt.
Vorbetrachtungen und Rechtslage
Bevor Sie überhaupt Ihren Balkon planen, müssen einige Dinge abgeklärt werden. Wer selbst tätig will, benötigt fast immer eine Baugenehmigung. Informationen hierzu erteilt das örtliche Bauamt. Die Erteilung der Genehmigung hängt von mehreren Faktoren ab. Es gibt Vorschriften, die Mindestabstände zu den Nachbarn regeln, sowie bestimmte Zonen, die nicht überbaut werden dürfen. Bei denkmalgeschützten Bauten kann es schwierig bis unmöglich sein, die Erlaubnis zu erhalten.
Zu beachten ist auch, dass man oft auf die Zustimmung der Nachbarn angewiesen ist. Bei einem Einfamilienhaus ist das noch relativ unproblematisch – man sollte vor allem bedenken, dass Baulärm nur zu vorgesehenen Zeiten entstehen darf. Schwieriger ist es, wenn man beispielsweise in einer Doppelhaushälfte lebt und der Abstand zum Nachbarn so gering ist, dass der neue Anbau quasi als „Spähposten“ fungiert und in die Privatsphäre anderer eingreift.
Welche Variante darf es sein?
Nachdem die Rechtslage geklärt ist, ist der nächste Schritt beim Planen, die Entscheidung für eine bestimmte Befestigungsart. Balkone können direkt an der Fassade angebracht werden. In diesem Fall spricht man von einem freitragenden Balkon. Dabei werden keine Stützen benötigt, die optisch nicht jedermanns Sache sind und den Platz unter dem Freisitz unbenutzbar machen können.
Allerdings stellt diese Variante die größten Anforderungen an die Statik des Gebäudes dar, da die Geschossdecke die gesamten Kräfte aufnehmen muss. In der Praxis kann nur eine Baufirma diese Ausführung realisieren, da statische Berechnungen erforderlich sind und der Balkon normalerweise komplett an Ort und Stelle gehievt wird.
Eine einfachere Lösung stellt der Vorstellbalkon dar. Dieser steht auf vier Stützen und wird lediglich an der Fassade befestigt. Dadurch lässt er sich praktisch unabhängig von der Tragfähigkeit des Gebäudes anbringen. Dank der einfachen Bauweise kann man diese Version selbst bauen. Mit dem Anbaubalkon existiert auch eine Zwischenvariante. Diese wird einseitig am Gebäude verankert und auf der anderen Seite mit zwei Säulen abgestützt. Dadurch lassen sich größere Tiefen realisieren, als die Statik des Gebäudes bei einem freitragenden Balkon erlauben würde. Auch ist er optisch ansprechender als ein Vorstellbalkon. Jedoch erfordert diese Bauweise ebenfalls eine Anbringung durch Fachfirmen.
Balkon planen und selbst bauen: Wählen Sie den richtigen Ort
Sobald alle bautechnischen und rechtlichen Voraussetzungen abgeklärt sind, muss beim Balkon planen im nächsten Schritt der optimale Anbauort gewählt werden. Dieser bestimmt, wie viel Sonnenlicht zu welchem Zeitpunkt auf Ihre Erholungsfläche fällt. Balkone an der Ostseite des Gebäudes bekommen vor allem morgens viel Sonne ab. Dadurch eignen sie sich ideal zum Frühstücken. Die Westseite wird vor allem nachmittags angestrahlt und ist daher optimal für die Nutzung nach Feierabend. Die Südseite steht tagsüber durchgehend in der Sonne und bietet sich daher zum Sonnenbaden an. Wer es lieber schattig mag, kann natürlich auch auf der Nordseite bauen.
Außerdem ist es empfehlenswert, den Sonnen- und Schattenverlauf während eines Tages zu analysieren. Nur so kann vermieden werden, dass z. B. benachbarte Gebäude einen Schatten auf den gewählten Anbauplatz werfen. Nicht zuletzt spielt auch die Aussicht eine Rolle – mit Blick auf die vollbefahrene Hauptstraße stellt sich keine allzu große Gemütlichkeit ein.
Das geeignete Material
Die Wahl des Materials ist ebenso wichtig, wenn Sie einen Balkon planen und hängt vor allem von ästhetischen Gesichtspunkten ab. Die am weitesten verbreiteten Materialien sind Holz und Edelstahl. Varianten aus Stein oder Glas existieren ebenfalls, eignen sich aber weniger, wenn Sie selbst bauen wollen. Gerade für Varianten aus Metall gibt es viele fertige Bausätze im Handel. Mit Holz lässt sich am einfachsten starten, da weniger Werkzeuge benötigt werden. Allerdings passen Holzausführungen optisch nicht zu jedem Gebäude. Auch eine gemischte Bauweise (z. B. Holz für die Unterkonstruktion und Edelstahl für die Brüstung) ist möglich.
Baurechtliche Aspekte können die Materialwahl ebenfalls beeinflussen. Wenn in der Nachbarschaft viele nachträglich eingebaute Balkone aus einem bestimmten Material sichtbar sind, kann ein Anbau mit deutlich abweichender Optik deplatziert wirken. In einigen Fällen, z. B. bei zur Straßenseite zeigenden Balkonen, kann das Bauamt deswegen entsprechende Auflagen erlassen.
Nach dem Planen: Jetzt geht’s ans selbst bauen – Vorgehensweise und Tipps
An dieser Stelle gehen wir nur auf freitragende Vorstellbalkone aus Holz ein, da sich diese Variante am ehesten selbst bauen lässt. Einen Vorstellbalkon aus Edelstahl oder einem anderen Metall kann man zwar ebenfalls selbst bauen – dies erfordert aber so viele spezielle Werkzeuge, dass die meisten Hausbauer in diesem Fall zu Bausätzen greifen werden. Holz dagegen kann mit relativ einfachen und günstigen Werkzeugen bearbeitet werden. Als Bauholz für die tragenden Elemente eignet sich am besten kesseldruckimprägniertes Holz. Die spezielle Imprägnierung sorgt für eine höhere Witterungsbeständigkeit. Doch alleine reicht sie nicht aus und das Holz muss zusätzlich behandelt werden, z. B. durch Lackierung oder Lasur.
Der erste Schritt ist die Errichtung eines Fundaments. Am einfachsten zu errichten ist ein Punktfundament. Dabei wird ein mindestens 80cm tiefes (je nach Klima, Stützlast und Bodenbeschaffenheit auch mehr) quadratisches Loch in die Erde gegraben und mit Beton gefüllt. Die Kantenlänge sollte mindestens 30cm betragen. Höhere Stabilität bietet das Streifenfundament. Bei diesem reicht in der Regel eine Tiefe von 60cm und eine Breite von 20cm. Am tragfähigsten ist eine gegossene Bodenplatte aus Beton. Diese Variante ist zwar am teuersten in der Ausführung, bildet aber eine betonierte Fläche unter dem Freisitz, die auf verschiedene Weise genutzt werden kann.
Anschließend werden die Steher auf die gewünschte Länge zugeschnitten. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder schließen die Stützen bündig mit dem Balkonboden ab, oder sie sind länger und bilden die Eckpfosten der Brüstung. Letztere Variante bietet zusätzliche Stabilität, da sich dann ein weiterer Satz Querbalken über der Brüstung montieren lässt. Allerdings ist das optisch nicht jedermanns Sache. Die Steher werden mit U-Trägern am Fundament befestigt, die an der Hauswand aufgestellten Stützen sollten außerdem an der Fassade verankert werden. Es folgt die Anbringung der Querbalken zwischen den Trägern. Für zusätzliche Stabilität können diagonale Verstrebungen montiert werden. Zwischen die Querbalken kommen weitere Balken, die den Boden abstützen. Nachdem auch dieser verlegt ist, wird die Brüstung montiert.
Sicht- oder Windschutz für den Balkon planen
Wer sich vor neugierigen Blicken von Nachbarn und Passanten schützen will, kann einen Sichtschutz an seinen Balkon bauen. Dieser ist vor allem dann wichtig, wenn dieser niedrig liegt. Für einen Sichtschutz sollte die Brüstung besonders hoch ausgeführt werden. Dann reicht es in der Regel aus, diese z. B. mit Rattan zu verkleiden. Ein Windschutz ist ähnlich aufgebaut wie ein Sichtschutz, muss allerdings winddicht sein. Er kann auch aus Plexiglas bestehen, um das Sonnenbaden zu ermöglichen. Außerdem ist er in der Regel höher gebaut als ein Sichtschutz.