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« Intensiv genutzt aber kaum beachtet »
Das Dach schließt das Haus nach oben ab. Es sorgt für Schutz gegen Regen, Wind und Schnee und macht das Haus erst richtig benutzbar. Es benötigt jedoch etwas Pflege: Jede Undichtigkeit muss sofort repariert werden, sonst drohen schnell große Schäden im Haus. Moos und Schmutz sollten regelmäßig entfernt werden, damit sich kein schleichender Schaden festsetzen kann. Das Reinigen der Dachrinnen ist hingegen fester Bestandteil der ganz normalen Hauswartung. Im Zuge der hohen Verbreitung von Solarzellen und solarthermischen Modulen ist der Bedarf an sicherem Zutritt nochmals stark gestiegen. Doch das bringt große Gefahren mit sich.
Hoch hinaus und gut geschützt
Alle Arbeiten, die auf einer Dachfläche durchgeführt werden müssen, sind per se gefährlich. Bereits eine Absturzhöhe von zwei Metern kann tödliche Verletzungen nach sich ziehen. Darum fordert die Unfallverhütungsvorschrift der Berufsgenossenschaft von der Bauwirtschaft bereits ab dieser Höhe wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz gegen Abstürzen. Verschlimmert wird die Gefahr noch durch die Dachneigung: Bereits eine leichte Schmutzschicht kann, gepaart mit etwas Feuchtigkeit, eine Dachfläche in eine echte Rutschbahn verwandeln. Dies gilt ganz besonders für Frost. Alle Arbeiten, die auf einem Dach stattfinden sollen, müssen deshalb mit dem Arbeitsschutz beginnen. Das gilt auch für Flachdächer: Ab zwei Metern Höhe kommt man ohne Absturzsicherungen nicht mehr aus.
Bereits beim Bau und Umbau an die Sicherheit denken
Der sichere Zutritt zur Dachfläche beginnt bereits in der Planungsphase. Hier sind nicht nur die baulichen Besonderheiten vom Gebäude zu beachten. Vor allem die regionalen Gegebenheiten spielen beim Planen der Dachsicherheit eine große Rolle.
Bauliche Faktoren sind: Gebäudehöhe, Firsthöhe, Dachneigung, Dachdeckung, Form des Dachs und seine maximale Druckfestigkeit. Regionale Faktoren sind die durchschnittliche Windstärke, die Regenhäufigkeit und die Länge der Frostperioden. Hat man hier stets den „Worst Case“ im Blick, kann einen bei einem Schaden am Dach nichts überraschen. Mit guter Planung wird das Umsetzen einer ausreichenden Absturzsicherheit besonders einfach – und das bei jedem Wetter.
Keine Kompromisse eingehen
Geländer, Halteprofile für Absturzgurte oder sichere Tritte und Treppen aus Edelstahl: Es gibt viele Wege, eine Dachfläche sicher aufzubauen. Das Wichtigste hierbei ist aber: Unbedingt die Herstellervorschriften einhalten! Auch wenn gerade nicht die passenden Nägel und Schrauben da sind – die Fahrt zum Baumarkt ist besser, als ein versagendes Sicherungssystem. Die Hersteller von Geländern und anderen Absicherungssystemen lassen sich ihre Produkte nicht nur aus Marketinggründen zertifizieren – sie möchten durch maximale Sicherheit am Markt überzeugen. Das gelingt aber nur dann, wenn ihre Produkte auch tatsächlich so verbaut werden, wie sie es in ihrem Engineering geplant haben.
Dauerfest oder temporär
Die Hersteller von Absturzsicherungen bieten heute ein umfassendes Produktprogramm an. Für anspruchsvolle Bauherren sind hier ebenso brauchbare Produkte vorhanden, wie für Unternehmen, die eine schnelle und preiswerte Lösung suchen. Der einfachste Weg, um ein Dach, vor allem ein Flachdach, gegen Absturz zu sichern, ist ein Geländer. Das gefällt nur nicht jedem, zumal man damit auch gegen örtliche Bauvorschriften verstoßen kann. Deshalb bieten die Hersteller von Dachsicherungssystemen auch Vorrichtungen an, mit denen sich nur vorübergehend ein Geländer aufbauen lässt. Vorbereitete Rohre, die fest mit dem Mauerwerk oder dem Dachstuhl verankert sind, können hier brauchbare Ansätze sein. Im Fall einer Dachbegehung werden in diese senkrecht eingebauten Rohre die Geländer-Elemente eingesteckt und fixiert – fertig ist das sichere Dach. Sind die Arbeiten beendet, wird das Geländer zurückgebaut und sicher verstaut. So bleiben auch die ästhetischen Bedürfnisse und die örtlichen Bauvorschriften unverletzt.
Legal, aber nicht empfohlen
Es muss nicht unbedingt in jedem Fall eine Absturzsicherung bei Dacharbeiten eingerichtet werden. Falls sich der Arbeitsbereich mehr als zwei Meter von der Absturzkante entfernt befindet, kann auf eine Sicherung gegen herunter fallen verzichtet werden. In dem Fall muss der Gefahrenbereich aber durch eine umlaufende Kette deutlich gekennzeichnet werden. Den dafür notwendigen Aufwand kann man auch gleich nutzen, um eine vollständige Sicherung gegen Absturz herzustellen. Die Zwei-Meter-Regel gilt jedoch nur für Flachdächer. Hier ist es der einfache Weg, wenn bereits im Architekturbüro eine umlaufende Brüstung mit eingeplant wird. Bei Flach- und Steildächern gilt grundsätzlich: Je mehr auf ihnen gearbeitet und gebaut wird, desto höher ist die Gefahr, die Dachhaut zu verletzen. Dies trifft besonders auf Flachdächer zu, die häufig nur eine Kiesschicht über der Bitumen- und Dämmstoffschicht besitzen. Hier sollten große Tafeln oder Bohlen aufgelegt werden, um den Druck des Körpergewichts so zu verteilen, dass die Verletzung der Dachhaut ausgeschlossen wird. Falls keine baulichen Absperrmaßnahmen vorgesehen waren, ist eine persönliche Schutzausrüstung das Mindestmaß der Eigensicherung gegen Absturz. Das kann schon mit dem Auslegen dieser Trittschutzsicherungen beginnen.
Alle Kanten sind gefährlich
Vom Dach auf die Straße zu fallen ist ebenso gefährlich, wie ins Haus hineinzufallen. Was beim Begehen und Absichern von Dächern häufig übersehen wird, sind Dachfenster und Luken. Diese sollten idealerweise vor dem Betreten alle verschlossen und gegen neuerliches Öffnen gesichert werden. Eine Glasscheibe bietet jedoch nur einen begrenzten Schutz, falls ein Arbeiter auf sie fällt.
Ein zusätzliches Brett schafft hier vollständige Sicherheit. Im Extremfall, beispielsweise bei Arbeiten an Industriehallen, kann ein vorbereitetes Auffangnetz den Arbeiter gegen tödliche Stürze sichern.
Alles nach Norm und Vorschrift
Man mag viel über die in Europa geltenden Normen und Vorschriften stöhnen – im Fall der Sicherungssysteme gegen Absturz sind sie mehr als angebracht. Was die Bauwirtschaft bzw. deren Berufsgenossenschaft fordert ist in der DGUV-Vorschrift 38 geregelt. Sie ging aus der vorher gültigen BGV C22 „Bauarbeiten“ hervor. In Paragraph 12 sind die Absturzsicherungen im Detail beschrieben. Eine normgerechte Absturzsicherung schützt nicht nur vor Strafe – sie schützt in erster Linie das Leben!
Produkte für den Schutz
Um Dacharbeiten so sicher wie möglich durchführen zu können, geht nichts über eine zuverlässige PSA (Persönliche Schutzausrüstung). Das wichtigste Produkt zur Absturzsicherung ist immer noch der Auffanggurt. Mit diesem Fallbegrenzer kann das Schlimmste verhindert werden: Fällt ein Arbeiter bei Dacharbeiten herunter, kann diese Standard-Absturzsicherung schwerste Verletzungen oder sogar den Tod verhindern.
Doch Absturzsicherungstechnik fürs Dach leistet heute mehr: Der Auffanggurt sollte immer die letzte Option sein, um Dacharbeiten sicher durchführen zu können.
Mit Hilfe einer speziellen Dachleiter wird das Betreten von Dachschrägen besonders vereinfacht. Eine Dachleiter wird flach auf die Dachfläche gelegt und am Giebel eingehängt. Die Tritte von dieser Absturzsicherungs-Höhe sind so ausgestaltet, dass bei Dacharbeiten ein sicherer Stand möglich ist.
Die beste bauliche Absturzsicherung für das Dach ist neben der Dachleiter auch das Einziehen einer Dachschutzwand. Diese schließt eine Seite des Dachgiebels komplett gegen das Abstürzen ab. Der Begriff „Dachschutzwand“ ist jedoch etwas übertrieben: Man versteht darunter ein durchgehendes Geländer, welches am Firstbalken installiert ist und gegen Abstürze schützt. Wichtig ist jedoch, dass die Wand wirklich durchgängig ist. Offene Geländer sind für diese Absturzsicherung vollkommen nutzlos. Wenn schon eine Dachschutzwand aufgebaut werden soll, dann müssen die Felder der Stahlgeländer mit Netzen verschlossen sein. Hier empfiehlt sich reißfestes Nylon. Mit Auffanggurt, Dachschutzwand und Dachleiter ist die Absturzsicherung fürs Dach vollständig und die Dacharbeiten können ohne Risiko beginnen.