Nicht zuletzt der Rekordsommer 2018 hat die private Nutzung der Sonnenenergie wieder stärker in den Fokus der deutschen Öffentlichkeit gerückt. Trotzdem scheuen zurzeit viele Eigenheimbesitzer den Schritt, mit einer Photovoltaikanlage passives Einkommen zu erzielen, weil deren Einspeisevergütung in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist. Dennoch lohnt es sich, einen Blick auf diese Technologie zu werfen, da viele Faktoren deren Rentabilität beeinflussen.
Inhaltsverzeichnis
Wie lassen sich mit einer Solaranlage Einnahmen erzielen?
Zu diesem Zweck bieten sich grundsätzlich zwei Alternativen an, die sowohl separat als auch miteinander kombiniert angewendet werden können. Die erste Möglichkeit ist es, den erzeugten Strom im eigenen Haushalt zu verbrauchen und sich somit unabhängig von den unablässig schwankenden Strompreisen zu machen. Da die Kollektoren samt Solarsystem aber häufig mehr Sonnenenergie umwandeln, als in einem Einfamilienhaus benötigt wird, hat man zusätzlich die Option, die überschüssige Energie ins öffentliche Netz einzuspeisen, wofür man von den Netzbetreibern eine dementsprechende Vergütung erhält.
Eigenverbrauch
Mit einer heutigen Photovoltaik-Anlage lässt sich die Kilowattstunde zu Kosten von 10 bis 14 Cent selbst produzieren. Angesichts des aktuellen Strompreises von 29,4 Cent und dem durchschnittlichen Energieverbrauch einer vierköpfigen Familie von 400 Kilowattstunden im Monat ergibt sich hier ein Einsparpotenzial von bis zu 80 EUR/Monat bzw. 1000 EUR/Jahr. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass Solaranlagen für Einfamilienhäuser in der Regel überdimensioniert sind, also mehr Sonnenenergie umwandeln, als vor Ort verbraucht werden kann. So kann häufig maximal 30 Prozent der Sonnenenergie direkt genutzt werden.
Einspeisevergütung
An dem Punkt kommt die Einspeisevergütung ins Spiel. Das von der Bundesregierung aufgelegte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird in regelmäßigen Abständen angepasst und legt unter anderem fest, wie hoch die Netzbetreiber die ins Netz eingespeiste Energie privater Erzeuger zu vergüten hat. Doch obwohl die Vergütung in den letzten sechs Jahren um etwa 40 Prozent gesenkt wurde, lassen sich Photovoltaik-Anlagen damit noch immer vollständig refinanzieren. Nach einigen Jahren lässt sich auf diese Art sogar Gewinn erzielen, da die Anschaffungskosten für Solaranlagen beständig sinken. Die aktuelle Vergütung (Stand 01.09.2018) beträgt maximal 11,95 Cent pro eingespeister Kilowattstunde für eine Anlage mit höchstens 10 kWp (KilowattPeak = Einheit für die durchschnittliche Nennleistung einer Solaranlage). Da sich pro installiertem kWp ca. 950 kWh im Jahr produzieren lassen, können mit einer Photovoltaik-Anlage mit 10 kWp 4300 kWh jährlich eingespeist werden, wenn man einen Eigenverbrauch von 4800 kWh voraussetzt. So ist mit der Einspeisevergütung zurzeit ein Ertrag von etwa 515 Euro pro Jahr zu erzielen. Bei einer größer dimensionierten Solaranlage sinkt die Vergütung leicht (Anlagen bis 40 kWp = 11,50 Cent und bis 100 kWp = 10,28 Cent), um schließlich für Anlagen im industriellen Maßstab (über 100 kWp) auf 8,18 Cent abzufallen. Der interessanteste Aspekt der Einspeisevergütung ist aber, dass man sich um zukünftige Preissenkungen keine Gedanken zu machen braucht. Denn schließlich ist die Vergütung an die Erstinbetriebnahme der Photovoltaik-Anlage gekoppelt und wird über die Dauer von 20 Jahren konserviert. Somit ist deren Rentabilität direkt an ihren Installationszeitpunkt gebunden, was dahingehend von Belang ist, dass die Höhe der Einspeisevergütung bereits im Oktober erneut abgesenkt wird.
Welche Kosten sind bei der Installation einer Solaranlage zu erwarten?
Abhängig von der zur Verfügung stehenden Fläche betragen die Kosten für ein Einfamilienhaus zwischen 5.000 und 20.000 Euro. Darin sind aber, neben der Hauptanlage, schon sämtliche Ausgaben für eventuelles Zubehör und die fachgerechte Installation inklusive Erstinbetriebnahme der Solaranlage berücksichtigt. Da acht Quadratmeter Dachfläche benötigt werden, um 1 kWp Leistung zu erzeugen, sind auf Einfamilienhäusern üblicherweise Photovoltaik-Anlagen in der Größenordnung von 3 bis 10 kWp unterzubringen. Der Umfang der verschiedenen Kostenfaktoren und ob dafür eine Förderung möglich ist, wird nun noch einzeln in Augenschein genommen.
Anschaffungspreis
Die sinkenden Erträge aus der Einspeisevergütung relativieren sich schnell, wenn man sich die stark gefallenen Preise für Solarmodule vor Augen hält. So ist die Investition, die man pro 1 kWp Leistung tätigen muss, in den vergangenen 12 Jahren von 5.000 auf 1.200 Euro abgesunken, was einem Preissturz von 75 Prozent entspricht. Eine durchschnittlich dimensionierte Anlage von 5 kWp würde demnach 6000 Euro kosten. In diesem Zusammenhang ist allerdings auf die unterschiedlichen Möglichkeiten der Photovoltaik-Förderung zu verweisen, die den Anschaffungspreis zusätzlich minimieren.
Zubehör
Wenn Sie die Solarenergie selbst verbrauchen bzw. ins Netz einspeisen möchten, werden Sie einige zusätzliche Bauteile für Ihre Photovoltaik-Anlage benötigen, von denen aber nur zwei finanziell ins Gewicht fallen. So ist zunächst das Problem zu lösen, dass durch Sonnenenergie erzeugter Strom selten dann zur Verfügung steht, wenn er benötigt wird. Um diesem Umstand abzuhelfen, lassen sich Photovoltaik-Anlagen um spezielle Batterien erweitern.
Der Haken an der Sache: Die Preise für die Speicher sind nicht sehr verbraucherfreundlich, obwohl auch sie in den vergangenen Jahren stark gefallen sind. Dennoch werden für eine Speicherkapazität von 1 kWh noch immer durchschnittlich 500 Euro verlangt. Und da Speicher mit einer Kapazität unter 12 kWh kaum praktikabel sind, sollten für diesen Punkt weitere 6.000 Euro eingeplant werden, die jedoch dadurch abgefedert werden, dass für die Batterien, wie für die eigentliche Solaranlage, eine Förderung aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes beantragt werden kann. Der Anschaffungspreis lässt sich dadurch im Schnitt um 40 Prozent reduzieren.
Der zweite Part betrifft die Netzeinspeisung, wozu die durch Sonnenenergie erzeugte Gleichspannung in die netzkonforme Wechselspannung mit einer Frequenz von 50 Hertz umgewandelt werden muss. Dazu wird ein Wechselrichter benötigt, der ca. 15 Prozent der gesamten Investitionskosten der Solaranlage ausmacht. Als Faustformel sind für jedes Kilowatt Wechselrichterleistung etwa 200 Euro zu veranschlagen, wobei die kleineren Ausführungen tendenziell etwas teurer sind, da der Produktionssaufwand für die Hersteller bei kleinen und großen Wechselrichtern quasi identisch ist. Für einen Wechselrichter mit einer Leistung von 10 kW ist demnach mit Kosten von 2000 Euro zu rechnen.
Installation
Die Kosten für die Installation der Photovoltaikanlage sind, im Vergleich zu den restlichen Ausgaben, beinahe zu vernachlässigen. Wie hoch sie letztlich ausfallen, ist von der Größe der Anlage, der Form des Daches und dem verwendeten Montagesystem abhängig. Im Durchschnitt betragen die Kosten für die Installation 100 bis 150 Euro pro kWp, sodass für eine 10 kWp-Anlage 1500 Euro einkalkuliert werden sollten.
Betriebskosten
Solaranlagen sind relativ wartungsarm und verursachen daher nur geringe Betriebskosten von etwa 15 Euro pro kWp und Jahr. Die Wechselrichter weisen aber häufiger Fehlfunktionen auf und müssen im Schnitt alle 10 Jahre ausgetauscht werden.
Dafür ist die Oberfläche der Solarmodule derart gestaltet, dass Verschmutzungen vom Regen weggespült werden, weshalb die Anlage nur in Ausnahmefällen einer gründlichen Reinigung bedarf. Diese dürfte mit etwa 2,50 Euro pro Quadratmeter zu Buche schlagen, wenn sie von einer professionellen Reinigungsfirma durchgeführt wird. Es genügt aber völlig, wenn das in einem Rhythmus von drei Jahren geschieht.
Photovoltaik-Förderung 2018: Die Konditionen und Anforderungen im Überblick
Bei der Finanzierung einer Solaranlage stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Die bekannteste davon dürfte zweifelsfrei der Solarkredit sein, der zumeist über die Hausbank abgewickelt wird und vom Ablauf her der Beantragung eines Baukredites gleicht. Zudem legen die Landesregierungen häufiger eigene Programme zur Photovoltaik-Förderung auf, die in ihrer Gültigkeit natürlich regional begrenzt sind.
Solarkredite
Der große Vorteil des Solarkredites ist es, dass ihm aufgrund der staatlichen Förderung automatisch eine gewisse Sicherheit innewohnt. Denn schließlich wird die Höhe der Einspeisevergütung vom Gesetzgeber über 20 Jahre fix zugesagt, sodass die zu erwartenden Einnahmen über diesen Zeitraum sehr konkret kalkuliert werden können. Der Kreditgeber ist allerdings nicht, wie man vermuten könnte, die Hausbank, bei der lediglich die Bonitätsprüfung erfolgt. So stellt Ihr persönlicher Bankberater vor Ort alle wichtigen Informationen zusammen und sendet diese dann an die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Die KfW ist die weltweit größte Bank, die Kredite für nationale Förder-Programme vergibt. Dort werden die Antragsunterlagen geprüft und die entsprechenden Gelder für die Photovoltaik-Förderung gegebenenfalls freigegeben. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass die Förderung der KfW auf Solaranlagen mit maximal 30 kWp begrenzt ist. Zudem muss sich die Anlage auf dem Staatsgebiet der Bundesrepublik befinden. Die wichtigste Einschränkung bezieht sich allerdings darauf, dass die Photovoltaik-Förderung nach 2018, wie jedes Jahr, von der KfW bis zu einem gewissen Grad modifiziert wird. Wer sich also die zurzeit zinsgünstigen Konditionen sichern möchte, sollte mit seiner Entscheidung nicht allzu lange warten. Die zusätzliche Photovoltaik-Förderung des BMWis (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) in Form des Tilgungszuschusses (kann bis zu 20 Prozent der Zinslast betragen) wird davon aber nicht tangiert.
Regionale Programme
Neben den bundesweiten Programmen haben die einzelnen Länder die Option, die Nutzung der Sonnenenergie mit lokal begrenzter Förderung zu unterstützen. Aktuell fördern Thüringen und Baden-Württemberg den Kauf von Photovoltaik-Anlagen und Batteriesystemen. Sachsen und Brandenburg haben dagegen zurzeit nur ein Programm für Batteriespeicher aufgelegt. Grundvoraussetzung ist jeweils, dass die Installationen im eigenen Bundesland zum Einsatz kommen.
Thüringen gewährt seinen Einwohnern bei der Nutzung der Sonnenenergie einen Zuschuss von maximal 20 Prozent der Investitionskosten. Dabei ist allerdings die Auflage zu beachten, dass der Eigenverbrauch mindestens 60 Prozent der erzeugten Energie umfassen muss. Die Förderanträge für das Programm werden von der Thüringer Aufbaubank bearbeitet und bewilligt.
Seit März 2018 besteht auch in Baden-Württemberg die Möglichkeit einen Antrag auf einen Investitionszuschuss für Solaranlagen zu stellen. Da die Nachfrage die Erwartungen der Landesregierung deutlich überstieg, wurden die Mittel für das Projekt inzwischen erheblich aufgestockt. Wie hoch der maximale Zuschuss ausfallen wird, ist an den Umfang der Anlage gekoppelt und schwankt daher beträchtlich. So hat Baden-Württemberg Gelder für die Photovoltaik-Förderung in Höhe von 60.000 Euro für vereinzelte Projekte zugesagt, die aber wohl industriellen Umfang besitzen dürften. Für Privatpersonen dürfte das Maximum eher um 7.500 Euro einzuordnen sein. Auch in diesem Fall ist eine konkrete Eigenverbrauchsquote vorgesehen, die nicht unterschritten werden darf: Sie beträgt 40 Prozent der erzeugten Energie. Der entsprechende Förderantrag ist bei der Landeskreditbank Baden-Württemberg einzureichen, und zwar spätestens zum Jahresende 2019, da das Programm zu diesem Zeitpunkt eingestellt werden soll.
Für wen ist Sonnenenergie eine Investition in die Zukunft?
Wenn man alle hier zusammengetragenen Informationen gegeneinander aufwiegt, wird man zu dem Schluss gelangen, dass die Förderung der Sonnenenergie in den zurückliegenden Jahren zwar zurückgegangen sein mag. Dennoch ist eine Solaranlage noch immer eine lohnende Investition, nicht zuletzt deshalb, weil die Anschaffungskosten dafür erheblich abgesunken sind. Wer demnach etwas für die Umwelt tun und nebenbei noch ein wenig passives Einkommen erzielen möchte, liegt mit dieser Technologie noch immer richtig. Wer allerdings eher zum Zocken neigt, wird sich dafür interessieren, dass die Bundesregierung im Rahmen ihres Strategiepapieres zur Energiewende den Anteil der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030 auf 50 Prozent erhöhen möchte. Da man diesem Ziel gegenwärtig noch stark hinterherhinkt (2017 betrug der Anteil 38 Prozent) ist zu erwarten, dass die Photovoltaik-Förderung und wahrscheinlich auch die Einspeisevergütung für Sonnenenergie bereits in der nächsten Legislaturperiode wieder deutlich ansteigen werden. Die Entwicklung dürfte sich anschließend fortsetzen und umso höhere Fördergelder hervorbringen, je näher das Zieldatum 2030 rückt. Wer die Solaranlage also ausschließlich als Investitionsobjekt betrachtet, sollte mit der Installation noch etwas abwarten.