Ein Plusenergiehaus ist ein Gebäude, welches mehr Energie produziert als es verbraucht. Man kann also sagen: Es ist nicht nur ein Energiesparhaus, es gibt sogar mehr Energie an die Allgemeinheit ab als es selbst und seine Bewohner verbrauchen. Das macht nicht nur unabhängig von teuren Stromanbietern. Es ist auch ein effektiver und nachhaltiger Beitrag zur Schonung von Ressourcen und der Reduktion von Emissionen. Wir erklären Ihnen, welche (Um-)Baumaßnahmen ein Plusenergiehaus so effektiv machen und geben Tipps für Bauherren.
Inhaltsverzeichnis
Wie funktionieren Plusenergiehäuser
Die Energieeffizienz von Plusenergiehäusern fußt auf drei Säulen:
- Eigene Stromproduktion
- Energie sparen durch Dämmung
- Energie sparen durch intelligente Installation
Strom selbst produzieren
Beim selbst produzierten Strom steht die eigene Solaranlage an erster Stelle. Die Kraft der Sonne wird heute zur Produktion von elektrischer Energie und für die Herstellung von heißem Wasser genutzt. Dazu gibt es verschiedene Systeme. Die langen gebräuchlichen Dickschicht-Solarelemente bekommen durch die Tesla-Schindeln von Elon Musk starke Konkurrenz. Doch noch dominieren die kristallinen Wafer, die heute wesentlich preiswerter und dafür umso leistungsstärker als noch vor wenigen Jahren zu haben sind. Doch so effizient die Solarelemente auch sind – es hängt immer noch stark von der Sonneneinstrahlung ab, wie viel Strom auch wirklich produziert wird. In unseren Breiten kann man mit ca. 900 – 1200 kwh pro Quadratmeter Energie rechnen, die von der Sonne ausgesandt wird und den Erdboden erreicht. Davon kann auch die leistungsstärkste Solarzelle nur einen kleinen Teil tatsächlich in elektrischen Strom umwandeln. Dennoch sind die heute verfügbaren Systeme ausreichend effizient, um ein entsprechend gebautes Plusenergiehaus mit einem Stromüberschuss bzw. einem Plus in der Energiebilanz zu versorgen.
Es nützt nur die beste Solaranlage nichts, wenn im Haus dann eine elektrische Fußbodenheizung verlegt wird und die Fassaden nicht gedämmt sind. So lässt sich kein Plus in der Energiebilanz erreichen. Der Energieerhaltungssatz besagt, dass alle Energie zur Wärme hin tendiert. Es ist daher sinnvoll, die Wärme und die Energie des Sonnenlichts direkt zur Beheizung des Hauses zu nutzen, anstatt erst den Umweg über den elektrischen Strom zu nehmen. Dazu werden heute solarthermische Module eingesetzt. Dabei handelt es sich um mit einer frostbeständigen Flüssigkeit durchströmte Paneele, die sich bei Sonneneinstrahlung stark aufheizen. Die Wärme wird in einem Wärmetauscher abgegeben und in die Innenräume weitergeleitet.
Die Kombination aus photovoltaischen und solarthermischen Modulen können bereits den Zukauf externer Energieträger deutlich reduzieren.
Es gibt jedoch noch eine dritte Möglichkeit, emissionsfrei und nachhaltig Strom am Energiesparhaus zu produzieren. Die heute verfügbaren Hauswindkraftwerke sind ebenfalls zu einer ganz erstaunlichen Leistung fähig. Wo also mit einem einigermaßen konstanten Wind gerechnet werden kann, da ist ein Hauswindkraftwerk eine ideale Ergänzung zu einer Photovoltaik-Anlage, um die nachhaltige Energieversorgung bzw. das Plus an Energie sicherzustellen.
Dämmen für das Energiesparhaus
Ein Haus kann nur dann sparen, wenn es die eingespeiste Wärme nicht sofort wieder verliert. Darum ist die Außendämmung ein äußerst wichtiges Kriterium beim Neubau eines Plusenergiehauses. Leider muss hier eine Feststellung getroffen werden: Es ist praktisch nicht möglich, ein bestehendes Haus in ein Plusenergiehaus umzubauen. Der technische und planerische Aufwand beim Hausbau eines so energieeffizienten Gebäudes ist enorm. Ein Plusenergiehaus hat beispielsweise dreifach verglaste Fenster und eine absolut von Wärmebrücken befreite Außendämmung.
Beim Dämmen eines Energiesparhauses sollte man unbedingt einen Fachmann zurate ziehen: Viel hilft in diesem Fall keinesfalls viel. Die Dämmwirkung der isolierenden Baustoffe nimmt mit der Dicke der Dämmschicht rapide ab. Es ist daher eine äußerst präzise Berechnung zu erstellen, welche Baustoffe in welcher Reihenfolge am Haus aufgebaut werden, um den optimalen Dämmwert zu erreichen. Zu viel Dämmung am Haus kann ebenfalls problematisch werden: Schon heute fällt bei vielen ohne Sachverstand, mit Styropor eingekofferten Altbauten eine verstärkte Anfälligkeit zur Schimmelbildung auf!
Apropos Styropor am Energiesparhaus: Als Hausherr sollte man beim nachhaltigen Bau unbedingt vermeiden, diesen Dämmstoff noch zu verwenden. Zwar ist er nach wie vor unschlagbar billig – die Bilder des brennenden Hochhauses in London sollte aber noch jeder in Erinnerung haben. Denn eines muss man über Styropor wissen: Der heute verkaufte Dämmstoff darf nicht mehr mit Flammschutzmitteln versetzt werden, da sich diese als ökologisch problematisch erwiesen haben. Organische oder mineralische Dämmstoffe können für das Energiesparhaus Ähnliches leisten und sind dafür ökologisch und sicherheitstechnisch unbedenklich, auch wenn sie etwas teurer sind.
Intelligente Installation für maximalen Komfort und Sparen
Das Energiesparhaus kann noch so effizient gebaut sein – wenn Hausgeräte und die Beleuchtung noch von anno dazumal ist, dann verpufft der gewünschte Effekt und das Plus in der Energiebilanz sehr schnell. Zum Energie sparen gehört, sich auch eine entsprechende Ausstattung anzuschaffen. Dazu gehören:
- LED-Beleuchtungen im ganzen Haus
- A++ Geräte zum Kühlen, Waschen und Kochen
- Vollständig abschaltbare Unterhaltungselektronik
- Optimale Nutzung von Sonnenlicht
LED-Lampen sind nicht nur wesentlich energieeffizienter als Leuchtstoffröhren oder Glühbirnen. Sie halten auch erheblich länger. Ein alter Kühlschrank verbraucht in einem Jahr so viel Strom, wie ein neuer Kühlschrank in der Anschaffung kostet. Ebenso sind alte Wäschetrockner enorme Energiefresser, die den Traum vom Energiesparhaus schnell zunichtemachen können – vom Plusenergiehaus ganz zu schweigen. Die vor sich hin glimmende Standby-Lampe von einem Fernseher oder Hi-Fi Anlage macht schnell den ganzen Einspareffekt durch eine optimierte Außendämmung zunichte. Und wer möchte, kann ja mal die Temperatur von seinem Smartphone-Ladegerät messen: Auch wenn kein Handy angeschlossen ist, produziert es fröhlich Wärme – Energie sparen geht anders.
Kleiner Tipp: Ein Wäschetrockner ist gerade in der kalten Jahreszeit ein notwendiges Übel. Die neueste Generation der „Wärmepumpentrockner“ wandelt die ehemaligen Stromfresser aber zu wahren Sparmeistern. Wenn also das Energiesparhaus Realität werden soll, dann ist eine moderne Ausstattung ein absolutes Muss, um ein Plus in der privaten Energiebilanz zu generieren.
Einen weiteren Beitrag zur intelligenten Installation können die modernen Smart-Home-Anwendungen leisten. Mit deren Hilfe lässt sich das gesamte Energiemanagement beim nachhaltigen Hausbau auf ein ganz neues Niveau heben. In Kombination mit entsprechend innovativen Systemen, wie beispielsweise die kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung, kann so punktgenau das Haus nachhaltig mit Energie versorgt werden.
Wenn eine solarthermische Anlage nicht installiert werden kann, dann bietet die Natur noch eine weitere, unerschöpfliche Energiequelle: die Luft. Mithilfe einer Wärmepumpe kann so selbst noch bei klirrender Kälte genügend Wärme produziert werden, dass das ganze Energiesparhaus kuschelig warm wird. Damit die Wärmepumpe nicht ihrerseits zum Stromfresser wird, kann sie optimalerweise mit der Solaranlage nachhaltig betrieben werden. Eine Luft-Wärmepumpe bringt auch die kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung praktischerweise bauseits mit. So kommt man Schritt für Schritt dem Traum vom Plusenergiehaus immer näher.
Das Plusenergiehaus – nachhaltiger Hausbau auf höchstem Niveau
Ein Ein- oder Mehrfamilienhaus aus den 1970er Jahren lässt sich dank der modernen Technologien durchaus noch in ein Energiesparhaus verwandeln. Doch nachhaltiges Bauen bedeutet heute, von der Gründung bis zur Dachschindel an das Energiesparen zu denken. Darum ist das Plusenergiehaus mehr als ein Energiesparhaus – es ist nachhaltiges Bauen in der neuesten Generation. Der Trend zum Plusenergiehaus ist noch relativ jung. Darum sind viele Konzepte noch recht teuer. Doch auch die Fertighaus-Hersteller haben diesen Trend bereits erkannt. Das schlüsselfertige Plusenergiehaus inklusive fertig montierter Solaranlage, Wärmepumpe und allen anderen Features ist beim Hausbau schon Realität. Preislich muss man für so ein sorgenfreies, nachhaltig orientiertes Bauen noch mit ca. 15 % Mehrkosten rechnen. Doch diese Mehrkosten hat man nach wenigen Jahren durch das Energiesparen wieder hereingeholt. Daran sieht man: Nachhaltig bauen bedeutet auch wirtschaftlicher Hausbau.