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« Schluss mit kalten Füßen »
Fußbodenheizungen sind eine komfortable Alternative zu Radiatorheizungen. Wir zeigen, wann sich Heizungen im Boden lohnen und worauf man bei der Planung achten muss.
Bereits die alten Römer nutzten Fußbodenheizungen in ihren Thermen und Villen. Dazu verfeuerten sie Holz in Heizräumen unter dem Gebäude. Die warme Luft wurde durch Kanäle unter dem Fußboden geleitet und erwärmte ihn auf diese Weise.
Heutzutage müssen Sie zum Glück nicht mehr mit Holz einheizen, um den gleichen Luxus wie die alten Römer genießen zu können. Stattdessen bietet sich eine elektrische Fußbodenheizung oder eine Flächenheizung mit Warmwasser an. In diesem Artikel zeigen wir, worauf Sie dabei achten müssen.
Vorurteile und Fakten
Rund um die Fußbodenheizung kursieren viele Vorurteile und Gerüchte – zum Beispiel, dass sie zwangsläufig teurer oder sogar ungesund sei. Wir gehen diesen Mythen auf den Grund und prüfen, was wirklich dran ist.
Sind sie Energiefresser?
Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass Fußbodenheizungen zwangsläufig ineffizienter seien als Radiatorheizungen. Betrachtet man sie allerdings von der technischen Seite, zeigt sich, dass dieses Vorurteil unhaltbar ist. Zum einen benötigt eine Fußbodenheizung in der Regel lediglich eine Vorlauftemperatur von 35 Grad, während Radiatorheizungen mit ca. 50-60 Grad warmem Wasser betrieben werden müssen. Dies ist besonders beim Betrieb mit Wärmepumpen oder Sonnenkollektoren vorteilhaft, da diese das Wasser nur moderat erwärmen. Zum anderen sorgt eine Flächenheizung für eine gleichmäßige Temperatur überall im Raum, während eine Radiatorheizung Wärme nur an einer bestimmten Stelle abstrahlt. Schließlich werden die kälteempfindlichsten Teile des menschlichen Körpers – die Füße – von einer Heizung im Fußboden direkt erwärmt. Dadurch kann die tatsächliche Raumtemperatur um ca. 2°C niedriger gehalten werden als bei Radiatorheizkörpern, ohne dass sie subjektiv als kälter empfunden wird. All dies ermöglicht eine etwa zehnprozentige Einsparung beim Energieverbrauch.
Muss eine Fußbodenheizung teuer sein?
Der Mythos, dass Fußbodenheizungen in der Anschaffung zwangsläufig mehr kosten würden als Radiatorheizungen, hält sich besonders hartnäckig. Dies liegt vor allem daran, dass Verbraucher oft Angebote für eine Fußboden- und eine Radiatorheizung bei derselben Firma einholen. In diesem Fall fällt das Angebot für die Fußbodenheizung tatsächlich meistens teurer aus. Viele Unternehmen rechnen anscheinend damit, dass Kunden für den zusätzlichen Komfort bereit sind, auch mehr zu bezahlen. Durch erhöhte Materialkosten oder besonderen Aufwand lassen sich die Aufschläge jedoch nicht rechtfertigen. Im Gegenteil – Studien haben nachgewiesen, dass die Kosten für Fußbodenheizungen im Schnitt sogar etwas unter den Kosten für Radiatorheizungen liegen. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass bei der Installation einer Fußbodenheizung zwangsläufig eine bessere Trittschall- und Wärmedämmung im Fußboden verbaut wird. Bei einer Radiatorheizung fallen diese Kosten an anderer Stelle (z. B. beim Estrichleger) an und tauchen deswegen nicht in der Kostenaufstellung für die Heizung auf.
Sind Fußbodenheizungen wirklich träge?
An diesem Vorurteil ist tatsächlich etwas dran. Das Heizsystem selbst reagiert zwar genauso schnell wie eine Radiatorheizung. Jedoch muss ein völlig ausgekühlter Boden erst erwärmt werden und ein warmer Boden seine Wärme abgeben. Dies kann tatsächlich eine Weile dauern. Es empfiehlt sich deshalb, die Heizung z. B. beim Verreisen nicht völlig abzuschalten, sondern lediglich die Temperatur herunterzudrehen. Dadurch bleibt der Boden warm genug, um nach Ihrer Rückkehr schnell wieder behagliche Temperaturen zu erreichen. Darüber hinaus gibt es Systeme mit einer deutlich besseren Reaktionszeit – z. B. trockenverlegte Heizungen. Diese müssen nicht erst den gesamten Estrich erwärmen und heizen den Raum dadurch ähnlich schnell auf wie eine Radiatorheizung.
Können Heizungen im Boden Venenleiden verursachen?
Wenn Sie nicht bereits an Thrombosen leiden, kann diese Frage laut Fachärzten mit einem klaren Nein beantwortet werden – auch dann, wenn Sie von Durchblutungsstörungen betroffen sind. Um eine Thrombose zu erleiden, müsste man ständig auf dem warmen Boden stehen – doch kein Mensch steht zu Hause ständig. Deswegen erhöhen Fußbodenheizungen nicht das Risiko für Thrombosen. Bei bestehenden Thrombosen konnten frühere Modelle von Fußbodenheizungen dagegen tatsächlich unvorteilhaft sein. Sie liefen oft mit wesentlich höheren Temperaturen als moderne Heizsysteme. Bei Krankheitsbildern, bei denen Wärme kontraindiziert war, konnte dies zu Problemen führen. Moderne Systeme hingegen laufen mit Temperaturen, die selbst bei bestehenden Venenleiden unbedenklich sind. Ernstzunehmende Studien, die das Gegenteil zeigen, existieren nicht.
Welches System eignet sich am besten?
Bei Fußbodenheizungen haben Sie die Wahl zwischen drei verschiedenen Systemen – der nassverlegten und der trockenverlegten Warmwasser-Heizung sowie der elektrischen. Wir erklären, welche Variante in welcher Situation am besten geeignet ist.
Nassverlegte Warmwasserheizungen
Bei dieser Ausführung wird erst eine Wärme- und Trittschalldämmung auf den Beton aufgebracht. Anschließend werden die Heizungsrohre verlegt und mit speziellem Heizestrich vergossen. Diese Variante ist am effizientesten, kann in der Praxis allerdings nur beim Bau installiert werden. Bei Nachrüstungen müsste man entweder Kanäle in den Boden fräsen oder ihn um mehrere Zentimeter erhöhen. Außerdem reagiert diese Ausführung langsamer als trockenverlegte Systeme, da der Estrich als Speicherkörper wirkt.
Trockenverlegte Heizungen und Dünnschichtsysteme
Bei dieser Variante werden vorgefertigte Platten verlegt, in denen die Kanäle für die Heizungsrohre bereits eingeschnitten sind. In diese werden die Heizungsrohre gelegt. Darauf kommen Metallplatten oder Trockenestrich. Im Vergleich zu nassverlegten Systemen sind diese Heizungen leichter einzubauen und eignen sich auch zur Nachrüstung in bewohnten Gebäuden. Zudem üben sie eine besonders geringe Flächenlast auf den Boden aus, was gerade bei alten Häusern mit Holzbalkendecken vorteilhaft ist. Schließlich ist auch die Reaktionszeit deutlich besser als bei nassverlegten Systemen, da kein Estrich erwärmt werden muss. Wenn die zur Verfügung stehende Aufbauhöhe besonders gering ist (z. B. bei einem Altbau), bieten sich spezielle Dünnschicht-Ausführungen an.
Elektrische Fußbodenheizung
Im Gegensatz zu Warmwassersystemen kommen bei elektrischen Systemen Heizmatten zum Einsatz, die mit Strom betrieben werden. Der größte Nachteil dieser Variante ist die Tatsache, dass Strom als Energiequelle wesentlich teurer ist als andere Wärmequellen (z. B. Brennstoffe oder Fernwärme). Dafür ist eine elektrische Heizung die am einfachsten zu verlegende Variante, reagiert am schnellsten und lässt sich besonders exakt – auch zeitgesteuert – regeln. Außerdem hat sie eine extrem geringe Aufbauhöhe, wodurch sie ebenso dann eingesetzt werden kann, wenn selbst Dünnschicht-Warmwassersysteme zu dick sind. Im Gegensatz zu Warmwassersystemen kann natürlich kein Wasser austreten, deswegen muss sie nicht über eine Hausrats- oder Haftpflichtversicherung abgesichert werden.
Beim Einsatz als Zusatzheizung kann sie trotz der hohen Strompreise helfen, Energie zu sparen. Allerdings ist bei der Kombination mit anderen Heizsystemen auf eine fachgerechte Auswahl und Installation der Temperatursensoren und Thermostate zu achten, da sich die Regelungssysteme der unterschiedlichen Heizungen ansonsten gegenseitig stören.
Auswahl des richtigen Fußbodenbelags
Prinzipiell kann man eine Fußbodenheizung mit allen Arten von Fußbodenbelag kombinieren, sofern er vom Hersteller als „für Fußbodenheizung geeignet“ gekennzeichnet ist. Allerdings eignet sich nicht jede Art von Belag gleichermaßen. Bei der Auswahl des Bodenbelags ist besonders auf den Wärmedurchlasswiderstand zu achten. Er sollte so gering wie möglich sein, um eine optimale Wärmeleitung zu gewährleisten.
Fliesen und Naturstein
Diese Materialien leiten und speichern Wärme besonders gut, außerdem sind sie im Gegensatz zu Holz kaum anfällig für Fugen- und Rissbildung. Sie sind deshalb immer ein gute Wahl.
Teppichboden und PVC
Sowohl Teppichböden als auch PVC-Beläge eignen sich gut für eine Fußbodenheizung, sofern sie für den Einsatz damit konzipiert wurden. Gerade bei Teppichböden ist auf einen geringen Wärmedurchlasswiderstand zu achten. Eine vollflächige Verklebung ist in jedem Fall empfehlenswert
Parkett und Laminat
Grundsätzlich eignen sich Parkett und Laminat für die Verlegung über einer Fußbodenheizung, auch wenn beispielsweise Holz eher isolierend wirkt. Bei Parkett sind dunkle, harte Hölzer wie z. B. Nussbaum, Eiche oder Kirsche hellen und weichen Hölzern wie Ahorn oder Buche vorzuziehen. Sie dehnen sich bei Erwärmung wesentlich geringer aus, außerdem strahlen dunkle Oberflächen Wärme besser ab als helle. Bei Laminat sollte darauf geachtet werden, dass er speziell für Fußbodenheizungen konzipiert ist, da er ansonsten zu stark isolieren kann. Parkett und Laminat sollten vollflächig verklebt werden. Bei einer schwimmenden Verlegung kann sich eine isolierende Luftschicht bilden. Holzdielen und insbesondere Kork isolieren vergleichsweise stark und sind deswegen für Fußbodenheizungen unvorteilhaft. Sie müssen mit einer leistungsfähigen Heizung kombiniert werden.