Kaum eine Arbeit wird in einem Haus so oft verrichtet wie das Bohren. Es beginnt beim Umzug in eine neue Wohnung und zieht sich durch alle Lebensbereiche hindurch. Vom Flachbildfernseher bis zum Bilderrahmen findet nach dem Bohren alles seinen Platz an der Wand. Die Bohrerart richtet sich dabei nach verschiedenen Faktoren.
Inhaltsverzeichnis
Übersicht verschiedener Bohrerarten nach Materialien
Die Werkzeuge unterscheiden sich in der Länge sowie dem Durchmesser, der Bauform, den Materialien, welche sie bearbeiten können und der Aufnahme, also dem Bohrerschaft. Als häufigste Bauform ist dabei eindeutig der Spiralbohrer zu finden, weil durch die Spiralenform ein schneller Abtransport der Bohrspäne gewährleistet wird. Dies reduziert die Hitzeentwicklung und die Gefahr, dass sich der Bohrer festfrisst. Die meisten Spiralbohrer sind dabei HSS-Bohrer (High Speed Steel).
Die jeweiligen Bohrerarten sollten auch wirklich nur in dem dafür vorgesehenen Material zum Einsatz kommen, da andernfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit Schäden am Material oder dem Werkzeug eintreten. Nach den zu bearbeitenden Materialien unterscheidet man Metallbohrer, Holzbohrer, Steinbohrer, Betonbohrer sowie Fliesen- und Glasbohrer. Weitere Sonderformen mit speziellem Anwendungszweck sind beispielsweise Zentrierbohrer, Lochsägen, Schalungsbohrer oder Kreisschneider. Universalbohrer können zwar für grobe Arbeiten in den meisten Werkstoffen eingesetzt werden, ersetzen aber keine speziell auf die Arbeit ausgelegten Bohrerarten.
Metallbohrer
Die meisten handelsüblichen Bohrer für Metalle werden als HSS-Bohrer angeboten. Sie verfügen über unterschiedlich steile Spiralen und enden an der Spitze mit zwei Schneiden, die das Material in sehr kleinen Schichten abtragen.
Aufgrund dieser kleinen Kontaktfläche muss die richtige Drehzahl gewählt werden, die sich nach dem Bohrerdurchmesser richtet. Beim Bohren von großen Durchmessern in Metall ist es oft nötig, mit einem kleineren Durchmesser vorzubohren.
Beschädigte Metallbohrer haben den großen Vorteil, dass sie mit ein wenig Übung innerhalb weniger Sekunden neu angeschliffen werden können.
Holzbohrer
Diese als Spiralbohrer ausgeführten Werkzeuge sind normalerweise mit einer schmal zulaufenden Spitze gekennzeichnet. Die Spitze erlaubt das punktgenaue Ansetzen im Holz und senkt gleichzeitig die Gefahr, dass das Holz aufplatzt.
Lange Bohrungen in Holz sind immer vorsichtig auszuführen, da trotz der Spiralform durch die seitliche Reibung des Bohrers eine gewaltige Hitze entstehen kann. Kritisch ist auch der Moment, in dem der Holzbohrer auf der anderen Seite durch das Material durchbricht, weil er sich hier gern „hindurchschraubt“.
Steinbohrer
Die für Gestein und Beton ausgelegten Werkzeuge sind gut an dem dachähnlich geformten Kopf zu erkennen. Am vorderen Ende dieses Kopfes befindet sich ein sehr hartes Metall, welches entweder angeschliffen ist oder nicht. Angeschliffene Steinbohrer schneiden das Material und werden ohne Schlag benutzt, während nicht angeschliffene mit Schlag zum Einsatz kommen. Eine Unterkategorie sind die Betonbohrer, die für den Einsatz in besonders harten Materialien ausgelegt sind. Hersteller arbeiten daran, die stark belastete Spitze des Bohrers noch robuster zu machen, wodurch sich die X-Spitze am Markt bewährt hat.
Fliesen- und Glasbohrer
Glas und Fliesen haben den Vorteil, dass es extrem harte und kratzfeste Materialien sind. Für das Bohren ist das allerdings ein großer Nachteil, weil die meisten Bohrerarten an solchen Materialien keinen Ansatzpunkt finden. Der Fliesen- und Glasbohrer verfügt über keinen aufwendigen Spiralenschaft, sondern lediglich über eine pfeilartige Spitze. Fliesen- und Glasbohrer müssen unter allen Bohrerarten wohl am vorsichtigsten eingesetzt werden.
Gebohrt wird ohne Schlag und nur mit niedriger Drehzahl, da hohe Drehzahlen für eine zu starke Wärmeentwicklung sorgen. Bei Glas kommt hinzu, dass beim Bohren nicht nur die Wärmeentwicklung gefährlich ist, sondern dass das Material bei falscher Belastung zum Reißen neigt.
Übersicht und Besonderheiten der Bohrerschäfte
Der Bohrerschaft muss nach der Bohrmaschine ausgewählt werden, weil die verschiedenen Aufnahmen untereinander nur selten kompatibel sind. Längen und Durchmesser sind für fast alle Bohrerarten in vielen Variationen erhältlich. Es stehen folgende Schaftformen zur Auswahl:
- Zylinderschaft
- 4-Kant
- 6-Kant
- Zylinderschaft mit Phasen
- SDS-Plus
- SDS-Max
Die zylindrischen Schäfte finden überwiegend bei Metallbohrern und Holzbohrern Anwendung und können in jedes normale Bohrfutter eingespannt werden. Die meisten Futter greifen mit drei Backen zu, wodurch sich auch der Sechskantschaft fest einspannen lässt. Ein Vierkantschaft kann im normalen Futter nicht sicher eingespannt werden, dafür existieren allerdings gesonderte Aufnahmen. Auch ein SDS-Schaft sollte in einem normalen Bohrfutter nicht benutzt werden, da Bohrfutter und Bohrer dabei Schaden nehmen würden.
Viele Werkzeuge mit kleinerem und mittlerem Durchmesser sind mit einer SDS-Plus-Aufnahme ausgestattet. Diese kennzeichnet sich durch einen Durchmesser von zehn Millimetern und seitliche, längs verlaufende Fugen im Bohrerschaft. Durch diese Fugen nimmt die Maschine das Werkzeug flexibel auf und überträgt sehr wenige Vibrationen auf den Anwender. Gleichzeitig wird ein Herausrutschen des Bohrers verhindert. Besonders bei kleinen Bohrhämmern erhöht ein SDS-Plus-Schaft den Arbeitskomfort.
Der große SDS-Max-Schaft unterscheidet sich von der Plus-Version nur durch seinen Durchmesser.
Die Vorteile sind die gleichen, dafür ist ein Max-Bohrerschaft mit 18 Millimetern fast doppelt so breit. Diese Aufnahme kommt überwiegend bei großen Steinbohrern, Meißeln und anderen schlagenden Werkzeugen zum Einsatz. Bei einer Maschine mit SDS-Max-Aufnahme sollte immer auf einen festen Stand geachtet werden, da hier enorme Kräfte wirken. Ein Verklemmen des Bohrers überträgt diese Kräfte teilweise auf die Arme des Anwenders.
Es existieren auch noch diverse andere Aufnahmen, die einen speziellen Bohrerschaft benötigen, die SDS haben sich aufgrund ihrer Vorteile jedoch am stärksten auf dem Markt behauptet.
Bohrerarten für allgemeine und spezifische Anwendungen
Die Frage nach dem „richtigen“ Bohrer ist eher eine Frage des Verwendungszwecks. Einige weiche Werkstoffe wie Gipskarton oder einige Kunststoffe können mit verschiedenen Bohrerarten bearbeitet werden, beim Bohren anderer Materialien wie Beton oder Glas wird ein spezieller Bohrer benötigt. Auch bestimmte Arbeiten wie das Lochfräsen oder das Bohren von Schalungen sind mit eigens dafür hergestelltem Werkzeug deutlich einfacher auszuführen.
Der Schaft des Bohrers richtet sich hingegen nicht nach dem Werkstoff, sondern nach der Aufnahme der Maschine. Diese Auswahl ist wichtig, weil die meisten Aufnahmen nicht mit anderen Schäften verwendet werden können. Somit muss bei jeder anstehenden Bohrung ein passendes Werkzeug im Bezug auf das Material und die Maschine gewählt werden. Die Wahl des richtigen Bohrers setzt sich also aus mehreren Faktoren zusammen.