Gasheizungstechniker bei der Arbeit - Heizen mit Erdgas
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Heizen mit Erdgas

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Bewährte Technologien scheinen vom Aussterben bedroht: Berlin hat den Kohleausstieg auf 2030 vorgezogen und erwägt das Verbot von Benzinern. Das Heizen mit Öl ist auch schon stark reglementiert. Wie sieht es beim Heizen mit Erdgas aus? Wird es dieser Heiztechnik bald ebenso  ergehen? Oder hat die Gasheizung noch Zukunft?

Mittelfristig wird die Gasheizung Teil vieler Haushalte sein

Die Sorge, dass Heizen mit Erdgas irgendwann der Vergangenheit angehören könnte, ist tatsächlich nicht sehr unwahrscheinlich, da die Gastechnik als umweltschädlich gilt. Das ist besonders dann der Fall, wenn man das Gas anschließend verflüssigt und mit Tankern exportiert. Die USA verfolgen jene Strategie seit 2010 und möchten ihren Überschuss gerne in Europa absetzen. Dort konkurrieren sie mit Russland, das weltweit die größten Gasvorkommen aufweist und daher wesentlich günstiger fördern kann.

Nordstream 2 Gas-Pipeline - Heizen mit Erdgas
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Die Rahmenbedingungen könnten sicherlich besser sein. Denn auch wenn die Energiewende mit nachhaltigen Energieträgern wie Solarthermie vorangetrieben werden muss, so steht es außer Frage, dass es für den Übergang noch weitere Heizmöglichkeiten braucht, um den Energiebedarf zu gewährleisten. Erdgas hat hier im Vergleich zu Kohle die besseren Karten, weil die Verbrennung wesentlich effizienter erfolgt. Öl disqualifiziert sich aufgrund der rasant schwindenden Vorräte.

Dach mit Solarthermie und Photovoltaik
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Die Biologie der Gasheizung

Mit anderen Worten: Gas ist unter den fossilen Energieträgern das geringste Übel und wird den Deutschen zumindest mittelfristig weiter einheizen. Noch immer verwenden 19 Mio. Haushalte Erdgas zum Heizen und Kochen verwenden. Dafür zeichnen sich nicht zuletzt die Hersteller verantwortlich, denen es gelang, die Technik fit fürs 21. Jahrhundert zu machen. Dies war bei der Erdgasheizung kein großes Kunststück, da ihr Wirkungsgrad schon lange um den Wert von 90 % schwankte. So wurde der Grundaufbau beibehalten, der dem menschlichen Blutkreislauf nachempfunden ist: Der Kessel (Lunge) speist einen zirkulierenden Kreislauf aus Wasser (Plasma) mit Wärme (Sauerstoff). Die Pumpe (Herz) befördert es durchs Rohrsystem (Venen) zu den Organen (Heizkörper). Sensoren (Nerven) registrieren den jeweils aktuellen Bedarf und regeln die Kesseltemperatur (Atemfrequenz) entsprechend herauf oder runter.

Frau sitzt an Heizung - Heizen mit Erdgas
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Die neue Brennwerttechnik fügt der Gasheizung eine Eigenschaft hinzu, die dem menschlichen Körper fremd ist: Sie nutzt die Abwärme des Kessels, die entweder in den Heizkreislauf eingespeist oder zur Warmwasserbereitung genutzt wird. Ihr Wirkungsgrad konnte durch die simple Maßnahme auf 98 – 100 % gesteigert werden. Damit bietet die Gasheizung das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aller konventionellen Systeme.

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Was kostet eine Erdgasheizung?

Diese Preis-Leistungs-Verhältnis macht sich vor allem beim Anschaffungspreis bemerkbar. Denn was kostet schon das Heizen mit Erdgas? Das fängt bei der Heizungsanlage an sich an. Inklusive Installation schlägt der Kessel mit 7.000 – 9.000 Euro zu Buche. Die Umbauten am Schornstein summieren sich auf durchschnittlich 1.000 Euro. Ölheizungen bewegen sich in derselben Größenordnung, während für einen neuen Pelletkessel mit bis zu 25.000 Euro kalkuliert werden muss.

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Bei den jährlichen Kosten pro Quadratmeter sticht Gas (10 Euro) Heizöl (12,10) und Fernwärme (10,30) aus. Nur Hackschnitzel (6,80) bzw. Pellets (9,50) schneiden besser ab, was sich durch den hohen Anschaffungspreis freilich wieder relativiert. Der Großmarktpreis für Erdgas ist seit dem Jahr 2000 sehr stabil und schwankt zwischen 6 und 7 Cent/kWh. Sprünge nach oben sind auch zukünftig nicht zu erwarten. Der Kurs sollte sogar fallen, da die globalen Gasvorkommen noch 200 (nur konventionelle Förderung) bzw. 800 Jahre (inklusive Fracking) ausreichen.

Die 2021 eingeführte CO2-Steuer ist allerdings ein Faktor, der das Heizen mit Erdgas unattraktiv werden lässt. Dies gilt besonders bei Neubauprojekten, wo die Wärmepumpe inzwischen die am häufigsten installierte Primärheizquelle ist. Neben der Preissicherheit spielt hier der Umstand eine Rolle, dass kostenintensive Aktivitäten (Erdaushub, Einbau der Flächenheizung, geologisches Gutachten) ohnehin durchgeführt werden müssen.

In Bestandsgebäuden stellt sich das Verhältnis umgekehrt dar: Die nachträgliche Umrüstung auf regeneratives Heizen kann 25.000 Euro verschlingen. So ist die Gasheizung dort die günstigere Alternative, solange der Gasanschluss (Kostenpunkt: 2.000 Euro) bereits vorhanden ist. Dennoch mehren sich insbesondere aufgrund der Steuerlast Stimmen, die Erdgas zum Heizen gerne mit staatlichen Fördergeldern subventionieren möchte.

Hybrides Heizen mit Erdgas

Förderung ist zurzeit nur unter Einhaltung strenger Auflagen möglich. Es müssen zunächst Mindestanforderungen bezüglich Gebäudedämmung und CO2-Einsparung (Stichwort: Effizienzhaus-Standard) erfüllt werden. Wer seine alte Öl- gegen eine neue Gasheizung austauscht, erhält bis zu 45 % der Investitionskosten ersetzt. Der 1:1-Tausch (Gas gegen Gas) ist auch noch zulässig, geht aber mit Einbußen (20 – 35 % Förderung) einher. Für alle Fälle gilt: Die Gasheizung muss mit mindestens einer regenerativen Wärmequelle kombiniert werden.

Das Prinzip ist auch als Hybridheizung bekannt und sieht die strikte Priorisierung der umweltfreundlichen Variante vor. Über weite Teile des Jahres funktioniert es sehr gut. Im Winter sind Sonnenwärme (Solarthermie) bzw. Umgebungswärme (Wärmepumpe) indessen rar, sodass dann wieder Erdgas zum Heizen verwendet wird.

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Die Methode ist als eine Art Rückversicherung des Umweltministeriums einzustufen: Regenerative Erzeuger sollen Erdgas letztlich völlig ersetzen. Sie hinken jedoch in ihrer technischen Entwicklung den Erwartungen hinterher. Somit musste ein „Plan B“ entworfen werden, der vorsieht, dass das hybride System anstatt der Erdgas- zukünftig die noch zu entwickelnde Brennstoffzellenheizung nutzen soll.

Der Umbau ist in Bestandsgebäuden lediglich bei einer ohnehin anstehenden Kernsanierung zu empfehlen. Andernfalls geht die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht auf, da die Einbindung von Solarthermie-Modulen mit etwa 40.000 Euro taxiert wird. Und was kostet eine neue Erdgasheizung plus Wärmepumpe? Günstige Kombinationen sind ab 15.000 Euro erhältlich, welche aber nicht förderungsfähig sind. Wer staatliche Gelder einplant, muss daher mindestens 30.000 Euro in die Hand nehmen.

Heizen mit Erdgas: Vorteile und Nachteile

Nicht nur unter Berücksichtigung finanzieller und klimatechnischer Erwägung punktet die Erdgasheizung. Auch ihre praktikablen Eigenschaften können sich sehen lassen: Der Kessel kommt sehr kompakt daher und ist innerhalb weniger Stunden installiert. Es ist kein Schornstein mehr notwendig, weil die Abgasleitung nur wenige Millimeter Durchmesser aufweist.  Außerdem punktet Heizen mit Erdgas durch folgende Vorzüge:

Ständige Verfügbarkeit

Die Gasversorgung ist sicher, sodass kein eigener Tank wie bei der Ölheizung benötigt wird. Die einzige Ausnahme betrifft flüssiges Erdgas, das per Tankwagen angeliefert wird. Den Speicher kann man aber unterirdisch im Garten platzieren. Wer auf die Hybridheizung setzt, benötigt noch einen externen Wassertank, in dem die durch Solarthermie und Wärmepumpen gewonnene Energie zwischengespeichert wird.

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Integrierte Warmwasserbereitung

Die Gasheizung mit Brennwerttechnik eignet sich hervorragend zur Erwärmung des Trinkwassers. Vor allem Geräte, die auf dem Durchlaufprinzip aufbauen, verringern das Risiko des Legionellenbefalls erheblich, weil das Wasser nur bei Bedarf erwärmt wird.

Hoher Brennwert

Gas weist mit dem Wert von 10,1 kWh/m3 die höchste Energiedichte aller fossilen Wärmequellen auf. Heizöl (9,8), Koks (8,1) und Holz (4,0) folgen auf den Plätzen.

Ausgereifte Technik

Im Privatsektor ist das Heizen mit Erdgas seit Jahrzehnten die bevorzugte Methode. Die Kessel arbeiten quasi verlustfrei und verursachen kaum noch Kohlendioxidemissionen.

Negative Begleiterscheinungen sind folglich externer Natur: Ohne bereits vorhandene Gasinfrastruktur ist der Umstieg nicht zu empfehlen – die Leitungsverlegung ist einfach zu kostspielig. Es sind allerdings schon über 90 % der deutschen Haushalte ans Gasnetz angeschlossen. Dazu gesellt sich finanzielle Unsicherheit, die aus den Kapriolen am Weltmarkt und der Besteuerung fossiler Brennstoffe resultiert.

Sonderbar: EU stuft Erdgas als grün ein

In jene Gemengelage mischte sich Ende 2021 die EU-Energiekommission ein, die Erdgas und Atomstrom vorübergehend mit einem grünen Label versehen möchte, um den Kohleausstieg zu kompensieren. Berlin tendiert dazu, den Überlegungen bezüglich Gas stattzugeben, verweigert aber die Zusage zur Kernkraft.

Die Entscheidung der EU-Energiekommission kann aus neutraler Sicht durchaus in Frage gestellt werden.  Heizen mit Erdgas hat Vorteile und Nachteile, doch weist es unter keinen Umständen positive Auswirkungen auf die Umwelt aus. Hier haben wir es mit politisch motiviertem Etikettenschwindel zu tun.

Jenseits davon hat sich die Erdgasheizung im Verdrängungswettbewerb nachhaltig durchgesetzt. So ist sie heute die effektivste und günstigste Methode, um mit fossilen Brennstoffen zu heizen. Sie wird demnach im Wärme-Mix verweilen, bis regenerative Techniken ausreifen oder die Brennstoffzellenheizung ihren Platz flächendeckend einnimmt.