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« Effektiv oder Energieverschwendung »
Neben der immer weiter verbreiteten Fußbodenheizung gehören Radiatoren, Konvektoren und andere punktuelle Heizflächen nach wie vor zum absoluten Standard. Unabhängig vom dahinter stehenden Heizsystem versorgen Sie Wohnräume zuverlässig mit Heizwärme und sorgen so für den gewünschten Wohnkomfort. Aber warum sind Heizkörper unter dem Fenster positioniert? Gibt es triftige Gründe, oder handelt es sich dabei um eine reine „Modeerscheinung“?
Heizkörper – das klassische Heizsystem schlechthin
Heute gilt die Fußbodenheizung in vielen Fällen als das Maß aller Dinge. Denn sie ist effizient, wirksam und bedarf keines Platzes an Wänden. Allerdings stiehlt ihr in der Frage nach der Häufigkeit des Einsatzes als Heizfläche der Heizkörper nach wie vor die Show. Denn dieses Heizsystem ist seit Jahrzehnten und sogar beinahe schon Jahrhunderten etabliert und bewährt. Als gängige Wärmeübergabemöglichkeit waren sie lange Zeit sogar die einzige Möglichkeit, die Wärme einer Warmwasserheizung in den Raum zu übertragen.
Gerade wegen dieser großen Häufigkeit des Einsatzes haben sich einige Sachverhalte heute zu absoluten Standards entwickelt, ohne dass noch allzu häufig über die Gründe dahinter nachgedacht wird. Dabei ergibt sich vieles aus den Notwendigkeiten eines Heizkörpers, um die gewünschte Funktion zuverlässig zu erfüllen.
Die Heizkörpermontage – ohne Wand kein Halt
Zunächst einmal gibt es zwar frei stehende Heizelemente, sie gehören aber als Designobjekte zur absoluten Minderheit der verbauten Heizflächen. Stattdessen lassen sich die allermeisten Typen vor einer Wand montieren. Die wandhängende Montage sichert den wassergefüllten Körper vor dem Umkippen und führt die Standsicherheit mit weit weniger Aufwand herbei, als eine frei stehende Variante. Zudem erfolgt die Platzierung so in unmittelbarer Nähe der Leitungen in oder vor den Wänden. Zuletzt entfallen durch das Aufhängen an der Wand Standfüße, die das Reinigen des Bodens erschweren würden.
Die Wand als Antrieb der Warmluftwalze
Neben den rein statischen Aufgaben ist eine Montage unmittelbar vor einer Wand aber auch aus anderen Gründen heraus wichtig. Während eine Fußbodenheizung über die gesamte Raumgrundfläche Wärme abstrahlt und diese in Form von Thermik in die Raumluft aufsteigt, bedarf es bei Heizkörpern eines anderen Antriebs. Zwar wird ein Teil der Wärme auch direkt abgestrahlt. Gerade große Raumtiefen werden aber erst über eine sogenannte Luftwalze beheizbar. Damit diese Walze entsteht, muss um die Heizfläche herum Luft erwärmt werden und entlang der Wand nach oben steigen. Dort wird der Strom von der Decke gebrochen und schwappt in die Tiefe des Raums.
Das Fenster – die energetische Schwachstelle
Wie viel Heizwärme ein Raum braucht, hängt neben dem Wetter und der Außentemperatur vor allem von der Qualität der Gebäudehülle ab. Eine Schwachstelle sind hier seit jeher die Öffnungen, also Fenster und Türen. Trotz modernster, energiesparendster Bauweisen eines Fensters ergeben sich durch den Öffnungsmechanismus zwangsläufig Schwachstellen und kleinere Leckagen. Zudem ist auch eine moderne Verglasung immer noch „schlechter“, als eine ebenso moderne, hochgedämmte Wandkonstruktion.
Warum Heizkörper unter dem Fenster sind
Führt man nun die beiden angeführten Betrachtungen zu Fenstern und Heizkörpern zusammen, wird schnell klar, warum Heizkörper unter dem Fenster optimal positioniert sind. Aber auch über rein energetische Belange hinaus tragen verschiedene weitere Aspekte dazu bei, diesen Standort zum Optimum in Sachen Platzierung zu machen.
Wärme da, wo sie verloren geht – der Wohnkomfort
Zuallererst lohnt die Heizung unter dem Fenster aber trotzdem genau deshalb, weil die Wärme vom Heizsystem dann an der Stelle in den Raum eingetragen wird, an der auch tendenziell die meiste Wärme verloren geht. So wird das Auskühlen des Raumvolumens effektiv verhindert und auch ein konstanter Luftstrom von der warmen Heizfläche zur kalten Fensterscheibe – also Zugluft – gekonnt vermieden.
Die Optik – wie man das Heizsystem kaum noch wahrnimmt
Auch wenn ausladende Fensterbänke heute oft der Vergangenheit angehören, taugen selbst gering ausgeprägte Fensterbänke in Verbindung mit der optischen Sonderstellung der Fassadenöffnung selbst, Heizkörper unter dem Fenster zwar nicht unsichtbar werden zu lassen, sie aber doch gestalterisch stark in den Hintergrund treten zu lassen.
Auch wenn die Gestaltung eines modernen Heizkörpers immer wieder stark von Designaspekten geprägt ist, stellt er doch einen Fremdkörper dar, der nicht immer mit der sonstigen Einrichtung harmoniert. Deshalb lohnt das Bemühen, ihn nur noch so stark wie unbedingt nötig wahrzunehmen, allemal.
Die Fensternische – Heizkörper befestigen und Grundfläche sparen
Zwar verfügt nicht jedes Haus über Fensternischen, in denen der Heizkörper unter dem Fenster nochmals unsichtbarer und platzsparender verschwinden kann.
Sind sie aber vorhanden, lässt sich hier der Heizkörper befestigen und gleichzeitig so platzieren, dass der Grundflächenverbrauch minimiert und der optische Einfluss auf die Raumgestaltung so gering wie möglich gehalten wird. Vor allem im Bestand lässt sich dieses kleine Extra einer gelungenen Heizkörperpositionierung wunderbar heranziehen, da noch vor wenigen Jahrzehnten im Bereich von Heizkörpern gerne eine dünnere Außenwand ausgeführt wurden, um die besagte Nische zu schaffen.
Die gleiche Lage in allen Geschossen – geringe Leitungswege für geringeren Energieverbrauch
Die Fensteröffnungen eines Gebäudes werden aus gestalterischen Gesichtspunkten oft direkt übereinander positioniert. Befinden sich die Heizkörper unter dem Fenster, sitzen auch diese in jedem Geschoss an der gleichen Stelle im Grundriss. Die Heizung unter dem Fenster ermöglicht damit zumindest im Einfamilienhaus ohne separate Heizwärmezähler die Andienung der Heizflächen über senkrechte Versorgungsleitungen mit nur minimalen horizontalen Stichleitungen. Das spart Leitungsmeter und damit sowohl Material im Einbau als auch Energie im regelmäßigen Betrieb.
Fazit: Heizkörper unter dem Fenster sind auch heute noch sinnvoll
In Zeiten dichter, hochgedämmter Gebäudehüllen besteht keine zwingende Notwendigkeit mehr, ein Heizsystem unmittelbar im Fensterbereich zu montieren. Aber warum sind Heizflächen unterhalb der Fensteröffnungen dann immer noch Gang und Gäbe?
Ganz einfach: Weil dieser Ort gestalterisch und möblierungstechnisch sinnvoll erscheint und die technischen Vorzüge immer noch nicht von der Hand zu weisen sind. Trotz nahezu grenzenloser Freiheit in Sachen Positionierung wird die Unter-Fenster-Montage deshalb auch zukünftig immer noch zu den gebräuchlichsten Varianten bei der Heizflächenmontage zählen.