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« Tipps zum richtigen Vorgehen »
Modernere Hilfsmittel und der allgemeine Trend zu mehr Eigenleistung am, im und um das Haus führen dazu, dass immer mehr Arbeiten nicht mehr von Fachleuten, sondern von Ihnen selbst ausgeführt werden können. Das bringt viele Vorteile mit sich, wie beispielsweise eine günstige Umsetzung und keine Abhängigkeit hinsichtlich Termine und Verfügbarkeiten. Allerdings stellten einige Aufgaben viele Hobbyhandwerker regelmäßig vor große Probleme. Eine solche Aufgabe ist es, in Fliesen zu bohren, da durch falsche Umsetzung oder vergessene Arbeitsschritte eklatante Fehler entstehen können. Dabei ist die Liste hilfreicher Tipps für einen guten Arbeitserfolg erstaunlich überschaubar.
Wie kann man ohne Schäden in Fliesen bohren?
Ob Bad oder Küche – in Fliesen zu bohren, stellt immer eine Herausforderung dar. Im Alltag optimal beschaffen, verursachen sie jedoch beim Bohren erhebliche Schwierigkeiten, denn durch ihre enorme Festigkeit, die besonders harte Oberfläche und die spröde Beschaffenheit ist das Fliesenbohren nicht einfach. Besonders häufig kommt es zu Abplatzungen der Oberfläche, zu ausbrechenden Löchern oder sogar zu komplett durchbrechenden Platten. In Fliesen zu bohren zählt daher zu den anspruchsvolleren Bohrarbeiten. Aber hier kommt die gute Nachricht: Wer unsere Tipps beachtet, für den stellt das Bohren in Fliesen zukünftig keine große Herausforderung mehr dar.
Übrigens hört man in diesem Zusammenhang immer wieder auch vom Bohren von Feinstein. Dabei handelt es sich aber um ein und denselben Vorgang. Feinsteinzeug stellt lediglich einen normativ nicht erfassten Begriff für keramische Fliesen dar, der häufig mit dem Anspruch einer besonderen Qualität werbend eingesetzt wird.
Das richtige Bohrwerkzeug
Wie so oft ist die beste Grundlage beim Fliesen bohren das richtige Werkzeug. Dazu zählt logischerweise in erster Linie die Bohrmaschine und der Bohrer. Um in Feinsteinzeug zu bohren, eignen sich die meisten Elektrowerkzeuge problemlos. Ob elektrische Bohrmaschine oder leistungsstarker Akkuschrauber – die Eigenheiten der Fliesenplatten führen dazu, dass selbst Geräte unter dem Leistungsmaximum in der Lage sind, mit dem richtigen Bohrer zum Erfolg zu führen. Ungeeignet sind dagegen Schlagbohrmaschinen. Lässt sich die Schlagfunktion abschalten, ist der Einsatz problemlos möglich, lediglich reine Schlagbohrgeräte sollten tunlichst vermieden werden. Geeignete Bohrer sind entweder spezielle Fliesenbohrer oder intakte, unbeschädigte und scharfe Steinbohrer. Stark abgenutzte Werkzeuge fügen der Keramik dagegen leicht Verletzungen zu, die als Ansatzpunkt für Risse und Sprünge zum Versagen des Materials führen können. Als weiteres wichtiges Hilfsmittel kann eine Reißnadel außerdem helfen, den Ansatz für das spätere Bohrloch treffsicher zu finden.
Die richtige Einstellung des Bohrers
Mindestens ebenso wichtig wie das Werkzeug sind die richtigen Einstellungen, wenn man in Fliesen bohren will. Wie bereits erwähnt, sollte lediglich die reine Bohrfunktion eingesetzt werden. Schlagfunktionen üben punktuell und kurzfristig enorme Stoßkräfte auf die Keramik aus, die unweigerlich zu erheblichen Beschädigungen führen. Eine Verbesserung der Bohrleistung ist dagegen nicht zu erwarten. Weiterhin sollte für Feinsteinzeug eine langsame bis maximal mittlere Drehzahl gewählt werden, da die Wirkung des Steinbohrers auf das harte Material so optimal entfaltet wird. Hohe Drehzahlen führen dagegen in erster Linie zu zusätzlichen Erschütterungen, die das Schadensrisiko ohne Mehrwert deutlich erhöhen.
Besonders wichtig ist beim Fliesenbohren obendrein ein exakt zentrierter Sitz von Bohrer und ggf. Bohrfutter. Denn auch hier lauert wieder die Gefahr von Erschütterungen und Schäden. Zwar keine Voreinstellung am Gerät, dennoch aber eine gewisse Grundhaltung bei der Arbeit ist der Arbeitsdruck. Der Bohrer sollte satt am Material ansitzen, jedoch nur mit moderatem Druck geführt werden. Zu hoher Druck auf dem Bohrkopf steigert die Förderleistung nicht, kann aber die Druckspannung übermäßig steigern und thermische sowie kraftbedingte Spannungsrisse erzeugen.
Sonstige Vorarbeiten
Wer in Fliesen bohren möchte, muss außer dem eigentlichen Bohren natürlich auch noch einige andere Vorbereitungen im Auge behalten. Denn nicht nur die Fliesenplatten selbst, sondern auch die sonstigen Rahmenbedingungen der betroffenen Räumlichkeiten können mitunter zum Problem werden. Gerade im Bad ist beispielsweise eine Wasserleitung nicht abwegig und immer wieder unter dem Wandbelag zu finden. In der Küche dürfte dagegen häufig die Stromleitung zu den Steckdosen im Fliesenspiegel ein zu überwindendes Hindernis darstellen. So schwierig Bohrungen in keramischen Werkstoffen sind, so aufwändig ist der Austausch ganzer Platten. Daher sollte das Anbohren von Leitungen tunlichst vermieden werden. Werden diese dagegen vorab mittels einem Ortungsgerät lokalisiert, kann die Lage der Bohrlöcher bereits von vornherein anderweitig festgelegt werden. Ein Prüfwerkzeug sollte daher unbedingt zur Hand sein und auch tatsächlich im Rahmen der vorbereitenden Arbeiten eingesetzt werden.
Nützliche Hilfsmittel
Hilfsmittel über Bohrmaschine und Bohrbesteck hinaus sind daher unvermeidbar, um sicher und schadensfrei Fliesen zu bohren. Das Ortungsgerät oder Prüfwerkzeug stellt die Basis der Hilfsmittel dar. Darüber hinaus zeigen sich aber auch andere Hilfsmittel abseits der Problematik um Wasserleitung oder Stromleitung hilfreich. Einfacher Malerkrepp kann etwa helfen, das Bohrloch sicher und ohne Verwischen anzuzeichnen. In Kombination mit einem vorsichtig angerissenen Loch mittels Reißnadel hilft das Klebeband außerdem, dem Bohrwerkzeug auf den Fliesen Halt zu bieten, bis die besonders glatte Oberfläche durchstoßen ist. Andernfalls drohen unschöne Kratzer durch abrutschende Werkzeuge, die gerade im Bad mit seiner guten Beleuchtung unschön in Erscheinung treten können.
Noch ein paar Tipps beim Bohren selbst
Die Vorarbeiten sind abgeschlossen und das Werkzeug optimal vorbereitet. Wir beginnen, das Bohrloch herzustellen. Wichtig ist ein gerader, rechtwinkliger Ansatz der Bohrmaschine. Andernfalls führt bereits eine leichte Ausweichbewegung zum Abrutschen und Versetzten des Werkzeugs. Ein moderater, gleichmäßiger Druck und eine konstante Drehzahl verhelfen der Bohrung überdies zu einem gleichmäßigen Ablauf mit einem ebenmäßigen Bohrkanal ohne unschöne Ausrisse oder Verformungen. Zuletzt sollte der Bohrvorgang immer wieder unterbrochen und das Loch von Bohrstaub befreit werden. Dazu eignet sich ein handelsüblicher Staubsauger mit feiner Düse. Wird der Staub dagegen nicht entfernt, führt er zu einer erhöhten Abnutzung und Erwärmung des Werkzeugs und behindert zudem die Sicht auf die Bohrung. Probleme können dann nicht oder erst spät erkannt werden, wenn es meist schon zu spät ist.
Insgesamt ist es also gar nicht besonders schwer, in Fliesen zu bohren, vorausgesetzt man beachtet einige wenige, essenzielle Punkte. Wie immer gilt hier der Leitsatz „Erst denken, dann handeln“, um unerwünschte Überraschungen bereits von Anfang an auszuschließen.