Wie parallel entwickelte Technologien zuweilen auseinanderdriften, erkennt man am Zentralstaubsauger und dessen handelsüblicher Ausführung. So zählt Letzteres zur Standardausstattung jedes mitteleuropäischen Haushaltes, während die konkurrierende Technik in unseren Breitengraden noch immer ein Schattendasein fristet. Doch lohnt sich eine zentrale Staubsaugeranlage auch? Welche Vorteile bietet sie?
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Ähnlichkeiten zum mobilen Modell
Der Zentralstaubsauger basiert wie sein kompaktes Pendant auf dem Antrag, den Melville Bissell im September 1876 beim US-Patentamt hinterlegte. Ein zentraler Staubsauger setzt sich somit aus drei nur allzu bekannten Komponenten zusammen. Allerdings lösen zwei davon zunächst Befremden aus:
- Hauptgerät inklusive Staubsaugerbeutel
- ein weit verzweigtes Rohrsystem
- Saugsteck- und Kehrsaugdosen
So dürfte der Zweck der Hauptanlage keiner Erklärung bedürfen: Im Herzen zentraler Staubsauger verbirgt sich ein leistungsstarker Motor mit Vakuumpumpe. Seinen ersten Pluspunkt erzielt er durch seinen niedrigen Energiebedarf von 230 Volt. Darauf folgt die verbraucherfreundliche Platzierung. So werden die Motoren zumeist in direkter Nachbarschaft der häuslichen Versorgungssysteme (also Heizung, Strom, Wasser etc.) und demnach im Keller installiert. So lange man nicht das Untergeschoss reinigt, kommt die zentrale Staubsaugeranlage also äußerst geräuscharm daher.
Von diesem Standpunkt aus erstreckt sich ein Rohrsystem, das sich im gesamten Haus verzweigt. Mit eingeschaltetem Motor verursacht die Staubsaugeranlage hierin einen hohen Unterdruck, der den bekannten Sogeffekt bewirkt. Die Rohre enden schließlich an Saugsteckdosen, an die ein sechs bis zwölf Meter langer Saugschlauch inklusive Bürste angeschlossen wird. Pro Raum ist daher mindestens eine Steckdose vonnöten. Das System erinnert nicht grundlos an die klassische Energieversorgung. So ließ es sich tatsächlich davon inspirieren und wird in Neubauten zusammen mit den restlichen Versorgungsleitungen installiert.
Zusatz zur Grundausstattung
Der Grundausstattung schließt sich nun noch Extra-Zubehör an. Dabei haben sich die sogenannten Kehrleistensaugdosen als besonders praktisch erwiesen. Hierbei handelt es sich um kleine Wandöffnungen auf Bodenniveau. Zusammengefegter Schmutz wird einfach vor die Öffnung gekehrt und automatisch eingesaugt. Derartige Installationen lohnen sich demnach vor allem in der Küche, im Bad und Wohnungen mit Parkettböden. Weitere Optionen tun sich im Bereich der Bürstenaufsätze auf: Um die Power der Anlage zu dosieren, eignen sich Mikrobürsten. Hiermit kann man wesentlich filigraner agieren und auch empfindliche Bauteile, wie die PC-Tastatur und Modellbausätze, entstauben. Wer gleich mehrere Haustiere hält, wird hingegen wohl eher zum Haarpflegeset für Vierbeiner greifen. Damit ist aber nur eine kleine Auswahl der möglichen Erweiterungen abgedeckt, sodass die Ausstattung der Zentralsauger keinerlei Wünsche offenlässt.
Wie sieht es mit der Leistung aus?
Die großen Turbinenblätter der Motoren einer Staubsaugeranlage drehen sich mit Frequenzen von bis zu 20 kHz und erzeugen damit eine deutlich stärkere Saugwirkung als herkömmliche Geräte. Dank der durchschnittlichen Leistungsaufnahme von 1.500 Watt lassen sich hiermit selbst hartnäckig im Teppich verharrende Tierhaare problemlos aufsaugen. Nach seiner Reise durchs Rohrsystem gelangt der Luftstrom letztlich zum HEPA-Filter des Hauptgeräts, wo er sich der gröbsten Staubpartikel entledigt, bevor er durch die Außenwand direkt ins Freie geleitet wird.
Vielseitig in der Anwendung
Die Anwendungsmöglichkeiten des Zentralstaubsaugers sind vielfältig. So wurde der zentrale Staubsauger zwar ursprünglich für den Einsatz in Wohnhäusern konzipiert, startete aufgrund seines leichten Handlings aber schon bald eine erfolgreiche Karriere in der freien Wirtschaft. Das betrifft zunächst die Dimensionen. Staubsaugeranlagen werden fix im Bauwerk verankert und sind daher erheblich größer als ihre mobilen Kollegen. Ihre Staubbeutel und Filter müssen demnach deutlich seltener ausgetauscht werden. Für industrielle Prozesse ist aber vor allem der Zeitfaktor entscheidend. Hier punktet die zentrale Staubsaugeranlage, da weder schwere Geräte transportiert noch Stromkabel angeschlossen werden müssen.
Bei Bedarf wird einfach der Schlauch an die Saugsteckdose angesteckt und der Betrieb kann schon kurz darauf weiterlaufen. Daneben hat sich der Zentralsauger im Dienstleistungsgewerbe ein zweites Standbein geschaffen. So schätzen Friseurbetriebe dessen hohe Saugkraft und nicht zuletzt die praktischen Kehrsaugdosen. Mithilfe weniger Modifikationen kann er sogar Flüssigkeiten aufsaugen und wird daher bevorzugt in medizinischen Einrichtungen eingesetzt. So handelt es sich bei dem Konstrukt, das Zahnärzte verwenden, um Speichel abzusaugen, um einen Zentralsauger im Miniformat.
Im häuslichen Umfeld bewährt er sich wiederum wegen seiner Gründlichkeit. So schätzen Allergiker den Umstand, dass die zentrale Staubsaugeranlage neben groben Verunreinigungen auch kleinste Staubpartikel, Milben und Pollen entfernt.
Zahlreiche Eigenheimbesitzer nutzen die Technik darüber hinaus, um ihr Auto zu säubern und somit die Kosten für die Wagenwäsche zu minimieren.
Eine separate Saugsteckdose in der Garage ist demnach äußerst empfehlenswert. Im Vergleich zu herkömmlichen Saugern ist mit Zentralanlagen fraglos ein erheblicher Mehrwert verbunden. 150 Jahre nach der Patentanmeldung ist dessen technische Evolution allerdings längst abgeschlossen, sodass hierbei auf neue Entwicklungen, wie etwa die Smart-Home-Technologie, nicht mehr reagiert werden kann. In puncto Vielseitigkeit erreicht der Zentralsauger dennoch gutes Ergebnis.
Die Besonderheiten der Staubsaugeranlage zusammengefasst
Staubsaugeranlagen überzeugen durch einen klar strukturierten Aufbau, niedrigen Wartungsbedarf und hohe Leistungsfähigkeit. In Kombination mit den zahlreichen Zubehörartikeln haben sie sich im Laufe der Zeit zu Allroundtalenten gemausert. Wer solch ein zentrales Saugsystem jedoch im Nachhinein implementiert, der darf mit erhöhten Kosten rechnen. Schließlich geht dieser Vorgang in den meisten Gebäuden mit einer Komplettsanierung einher. Es empfiehlt sich gerade für Hausbauer, sich vorneweg zu überlegen, ob solch eine Anlage für ihn sinnvoll erscheint.