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Egal ob Baustelle, Tischlerei oder Metallbaubetrieb – heutzutage kommt kaum ein Handwerk ohne Schutzkleidung aus. Ein Chef, der seine Arbeiter in Freizeitkleidung oder gar mit freiem Oberkörper arbeiten lässt, darf sich im Verletzungsfall über Regressforderungen der Berufsgenossenschaften nicht wundern. Doch auch im privaten Bereich, vor allem auf der Baustelle, sollten Heimwerker und Hausbauer die Bedeutung von richtiger Arbeitskleidung nicht unterschätzen. Zu schnell bleibt man sonst mit dem flattrigen T-Shirt hängen oder tritt in Turnschuhen auf einen Nagel. Wir zeigen, welche Schutzkleidung wann benötigt wird und worauf bei der Auswahl zu achten ist.
Warum ist Schutzkleidung auf dem Bau notwendig?
Gerade auf der Baustelle gibt es eine Vielzahl von Gefahrenquellen, die spezielle Arbeitskleidung und Schutzausrüstung erforderlich machen. Einige – z. B. herumliegende Nägel auf dem Boden – sind offensichtlich. Andere Risiken hingegen werden von Hausbauern oft kaum bedacht. So wird die Rutschgefahr, die von Freizeitschuhen auf den Metallsprossen einer Leiter ausgeht, den meisten erst klar, nachdem sie einmal abgestürzt sind. Auch die Gefahr chronischer Schäden wird gerne unterschätzt. Das Arbeiten mit dem Bohrhammer ohne Gehörschutz kann schnell zu dauerhafter Gehörschädigung führen. Und Schleifstaub landet ohne Atemschutz nicht nur in Mund und Nase, sondern auch in der Lunge und kann dort Erkrankungen verursachen.
Außerdem ist zu bedenken, dass geeignete Schutzkleidung die Arbeit wesentlich erleichtern kann. Eine Arbeitshose zum Beispiel bietet nicht nur Schutz gegen ätzende Zementspritzer, sondern auch viele Taschen als Stauraum für Werkzeug und Kleinteile.
Auch ist Arbeitskleidung bequem geschnitten und verfügt oft über dehnbare Einsätze, um Bewegungsfreiheit zu gewährleisten.
Nicht zuletzt ist Schutzkleidung dafür ausgelegt, die Belastungen bei körperlicher Arbeit auszuhalten – Heimwerker, die in ihrer normalen Kleidung arbeiten, werden diese ziemlich häufig ersetzen müssen.
Worauf ist bei der Auswahl zu achten?
Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl von Schutzausrüstung ist, ob sie für den gewünschten Einsatzzweck den erforderlichen Schutz gewährleistet. Reguläre Arbeitshandschuhe zum Beispiel bieten zwar ausreichend Schutz beim Arbeiten mit Handwerkzeugen, nicht aber beim Umgang mit bestimmten Chemikalien. Sicherheitsschuhe haben in der einfachsten Ausführung lediglich eine Stahlkappe. Für das Arbeiten auf der Baustelle sind aber durchtrittsichere Schuhe dringend zu empfehlen. In der Regel enthält die Artikelbeschreibung detaillierte Informationen zur Schutzwirkung der Ausrüstung.
Bei Arbeitskleidung sollten Sie außerdem darauf achten, dass sie genügend Bewegungsfreiheit bietet. In der Regel ist das kein Problem, da Berufsbekleidung recht weit geschnitten ist. Zu weit darf sie allerdings auch nicht sein. Dann nämlich kann man leicht damit hängen bleiben und stürzen. Bei Arbeiten, die kniend verrichtet werden – z. B. beim Verlegen von Fliesen – ist es praktisch, wenn der Kniebereich gepolstert ist.
Jahreszeit beachten
Wer das ganze Jahr über auf der Baustelle arbeiten will, sollte die Anschaffung von mehreren Sets an Schutzkleidung erwägen. Für den Sommer eignet sich am besten Baumwollbekleidung. Bei einigen Modellen lässt sich die Unterarmbelüftung mittels Reißverschluss regulieren. Im Winter ist warme, gefütterte Kleidung erforderlich. Besonders der Nierenbereich sollte gut gefüttert sein, da er besonders kälteempfindlich ist. Einige Arbeitsjacken für den Winter haben einen verlängerten Rücken, damit dieser Bereich auch beim Bücken nicht freiliegt. Besonders praktisch sind Jacken mit herausnehmbarem Futter, da sie sowohl bei warmem als auch bei kühlerem Wetter eingesetzt werden können. In jedem Fall sollte die Arbeitskleidung winddicht und wasserabweisend sein. In letzter Zeit kommt immer mehr Schutzkleidung und Ausrüstung auf den Markt, die sich optisch an normale Freizeitkleidung anlehnt. Viele Sicherheitsschuhe lassen sich äußerlich kaum noch von gewöhnlichen Turnschuhen unterscheiden. Auch der klassische Schutzhelm wird immer mehr durch modischere Anstoßkappen abgelöst.
In der Regel kann man getrost zu solchen Ausführungen greifen. Allerdings ist vor allem bei günstigerer Schutzkleidung darauf zu achten, dass alle einschlägigen Normen erfüllt werden. Bei Sicherheitsschuhen ist es zudem empfehlenswert, knöchelhohe Ausführungen zu wählen. Im Gegensatz zu Halbschuhen schützen diese die Fußgelenke vor dem Umknicken.
Wann ist welche Art von Schutzausrüstung erforderlich?
Die notwendige Art von Arbeitskleidung hängt von der jeweiligen Tätigkeit ab. Ein Schutzhelm und durchtrittsichere Sicherheitsschuhe sollten auf jeder Baustelle getragen werden. Im gewerblichen Bereich darf man Baustellen ohne diese Schutzausrüstung oft nicht einmal betreten.
Beim Arbeiten mit Zement oder Beton sollte zudem zwingend Arbeitskleidung getragen werden, die den gesamten Körper inkl. der Hände abdeckt. Zement ist nämlich leicht ätzend. Ein Spritzer, der längere Zeit auf der Haut verbleibt oder durch dünne Kleidung sickert, kann zu äußerst unangenehmen Hautreaktionen führen. Beim Anrühren ist zudem Augenschutz und ggf. Atemschutz zu empfehlen. Auf diese Weise können die Augen und die Atmungsorgane vor Spritzern und Staubentwicklung geschützt werden.
Ebenfalls unbedingt erforderlich ist das Tragen von Schutzkleidung und Augenschutz bei der Arbeit mit dem Trennschleifer. Wird dabei Metall bearbeitet, muss wegen des Funkenflugs die Arbeitskleidung zwingend flammhemmend sein.
Auch bei der Arbeit mit unbearbeitetem Holz sollten zumindest Arbeitshandschuhe getragen werden. Holzsplitter in der Hand sind nämlich nicht nur äußerst unangenehm, sondern mitunter auch schwer zu entfernen. Sind die Holzteile größer (z. B. Holzbalken), darf auch eine Arbeitsjacke nicht fehlen. Zu schnell hievt man sonst unbedacht den ungehobelten Holzbalken auf die ungeschützte Schulter und ärgert sich dann über noch schwerer zu entfernende Holzsplitter.
Beim Einsatz lauter Elektrowerkzeuge (z. B. einem Bohrhammer oder Trennschleifer) sollte man unbedingt Gehörschutz tragen. Die Lärmemissionen, die von solchen Geräten ausgehen, werden oft unterschätzt, können bei längerer Einwirkung aber zu irreversiblen Hörschäden führen. Wenn Sie sich über die Lautstärke nicht sicher sind, ziehen Sie den Gehörschutz lieber an.
Bohrarbeiten über Kopf machen zudem das Tragen von Augenschutz erforderlich. Ansonsten können selbst beim Arbeiten mit Absaugung größere Bruchstücke herunterfallen und ins Auge geraten. Wird keine Absaugung verwendet, sollte der Augenschutz bei allen Bohr- und Fräsarbeiten im Mauerwerk getragen werden.
Fällt besonders viel Staub an, z. B. bei Schleifarbeiten, ist außerdem ein Atemschutz unerlässlich. Schleifstaub ist nämlich nicht nur unangenehm, wenn er in Mund und Nase gerät, sondern kann sich auch in der Lunge festsetzen und diese schädigen. Atemschutzmasken sind in verschiedenen Schutzklassen erhältlich. Die höheren Schutzklassen kosten zwar mehr, können aber auch stärker beansprucht werden. Einige Ausführungen bieten zudem auch Schutz vor Gasen oder Aerosolen, welche z. B. beim Schweißen entstehen können.
Grundausstattung für den Hausbauer
Wer beim Hausbau selbst Hand anlegen will, kommt um die Anschaffung einer Grundausstattung an Schutzausrüstung nicht umhin. Den Anfang sollten Augen-, Gehör- und Atemschutz bilden. Zu empfehlen sind Schutzbrillen, die vor Fremdkörpern aus jeder Richtung schützen – z. B. eine Kunststoffvollsichtbrille. Beim Gehörschutz haben Sie die Auswahl zwischen Ohrenstöpseln, Gehörschutzbügeln oder Gehörschutzkapseln. Letztere dämpfen den Lärm am stärksten und sind am hygienischsten, dafür aber relativ schwer und unhandlich. Als Atemschutz reicht für die meisten Arbeiten eine Schutzmaske der Klasse FFP1.
Auch ein Kopfschutz und Sicherheitsschuhe sind zwingend notwendig. Bei ersterem haben Sie die Wahl zwischen einem klassischen Schutzhelm und modernen Anstoßkappen. Die Schutzwirkung ist vergleichbar, allerdings verfügen Schutzhelme oft über Schlitze zum Anbringen von Gehörschutzkapseln oder Gesichtsschutz.
Bei der Auswahl von Sicherheitsschuhen ist darauf zu achten, dass diese durchtrittsicher sind. Dies ist bei der Schutzklasse S1P sowie ab S3 aufwärts der Fall.
Als Nächstes sollten Arbeitshandschuhe angeschafft werden. Hier empfehlen sich z. B. Arbeitshandschuhe aus Dyneema-Fasern. Diese sind sehr haltbar und zu einem bestimmten Grad schnittfest, sodass das Verletzungsrisiko durch abrutschende Werkzeuge gesenkt wird. Für die Arbeit im Winter eignen sich gefütterte Winter-Arbeitshandschuhe. Bei der Verarbeitung von Zement müssen spezielle Handschuhe getragen werden, z. B. aus nitrilgetränkter Baumwolle. Lederhandschuhe sind dafür ungeeignet, da sie in nassem Zustand für alkalische Stoffe durchlässig sind.
Zum Schluss steht die Anschaffung von Arbeitshose und -jacke an. Für die Arbeit auf der Baustelle reichen normale Ausführungen. Wenn die Arbeitskleidung außerdem bei anderen Tätigkeiten (z. B. bei der Arbeit mit der Kettensäge) verwendet werden soll, ist darauf zu achten, dass sie auch dafür den nötigen Schutz (z. B. Schnittfestigkeit) bietet. Auf diese Weise muss dafür kein gesonderter Satz an Arbeitskleidung beschafft werden.