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Die energiepolitische Entwicklung im 21. Jahrhundert bestätigte noch einmal nachhaltig, dass der klassische Heizkessel im Keller keine Zukunft hat. So geht seit geraumer Zeit auch in Eigenheimen der Trend in Richtung erneuerbarer Energiequellen. Dabei verlocken hoch dotierte staatliche Förderungen dazu, den Kaminofen und die Wärmepumpe zu kombinieren, um umweltschonend zu heizen. Damit werden zumindest die Anschaffungskosten reduziert, doch ist die Investition auch langfristig rentabel?
Der Kamin – das klassische Heizungssystem in modernem Gewand?
Die Frage stellt sich nicht zuletzt daher, weil der Kamin schon Mitte des 20. Jahrhunderts als Auslaufmodell galt. Damals kamen dezentrale Heizungsanlagen in Umlauf, mit deren Hilfe sich jeder Raum nach individuellen Wünschen erwärmen ließ. Der Kamin repräsentierte dagegen ein unflexibles Heizungssystem: Die in seiner Brennkammer erzeugte Wärme konnte nur an einer Stelle wirken, weshalb er möglichst zentral im Haus platziert werden musste. Damit nahm er einen beträchtlichen Teil der Fläche im Wohnbereich ein. Erschwerend kam hinzu, dass sich die Wärmeleistung nicht regulieren ließ: Der Kaminofen und seine direkte Umgebung waren somit viel zu warm, schon fast heiß, während die Bewohner in der Nähe der Außenwände zu frösteln begannen. Allerdings erlebte er eine nicht mehr erwartete Renaissance, nachdem die deutschen Vorschriften zur Wärmedämmung von Wohn- und Bürogebäuden ab 2001 sukzessive verschärft wurden. Die bis dato verbauten Heizsysteme waren nun hoffnungslos überdimensioniert.
So fand der moderne Pellet- oder Holzscheitofen seinen Weg in die deutschen Wohnhäuser zurück: Die durchschnittlichen Gesamtkosten für Ofen, Installation und Inbetriebnahme von 5.000 Euro lagen unterhalb denen für klassische Heizungen (etwa 8.000 Euro). Auch Brennholz bzw. die heutigen Pellets sind inzwischen erheblich günstiger als Strom und Gas, seitdem die Bundesregierung sich ab 2011 aus der Kernenergie zurückzog und somit vollständig abhängig von russischen Erdgasproduzenten machte. Außerdem fügen Kaminöfen sich dank moderner Edelstahlverkleidungen nahtlos in heutige Inneneinrichtungen ein und kommen inzwischen wesentlich kompakter daher. Letztlich stellte es sich aber besonders vorteilhaft heraus, dass die Produzenten nun auch wasserführende Kaminöfen herstellten. Hierbei wird der Warmwasserbedarf des Hauses gedeckt, indem er direkt aus der sogenannten Wassertasche entnommen wird, die die Abwärme der Brennkammer nutzt. Aber selbst damit weisen Kaminöfen noch immer einen entscheidenden Nachteil auf: Wer im Sommer bei Außentemperaturen von 35 Grad warmes Wasser benötigt, wird nicht darauf erpicht sein, den Kamin anzuzünden. Was liegt da näher, als ihn mit einer der brandneuen regenerativen Energiequellen zu kombinieren?
Drei Dumme, ein Gedanke: Umgebungs-, Erd- und Sonnenenergie
Diese können dann während der warmen und gemäßigten Jahreszeiten zugeschaltet werden und den Kamin somit sinnvoll ergänzen. Bei Wohngebäuden haben sich hierbei mit der Pumpe und Photovoltaik-Anlagen zwei konkurrierende Systeme etabliert. Die Solarenergie gilt dabei langfristig als effektivere Variante. Ihre Anschaffungs- (durchschnittlich 25.000 Euro) und Betriebskosten (weitere 1.500 Euro pro Jahr) gestalten sich trotz hoher staatlicher Förderungen aber noch immer so immens, dass sie sich nur bei der Installation in Neubauten mit einer Nutzungsdauer von mindestens 30 Jahren rentieren. Schließlich sind beim Einbau in Bestandsbauten zahlreiche Anpassungen vorzunehmen, die die Kosten mitunter in den sechsstelligen Eurobereich schnellen lassen.
Somit kommt dort eher die Wärmepumpe in Betracht. Diese Geräteklasse operiert nach dem Prinzip der Fernwärme: Die im Erdinneren gebundene Wärme wird angezapft und über Rohrsysteme direkt in die Wohngebäude geleitet. Da dies ohne jahreszeitliche Temperaturschwankungen einhergeht, ist es unnötig, die Pumpe mit weiteren Wärmequellen zu kombinieren. Der Knackpunkt ist aber auch hier mal wieder die Anschubfinanzierung: Bei ungünstigen Bodenverhältnissen müssen die benötigten geothermischen Bohrungen bis zu 100 Meter tief reichen. Für Eigenheimbesitzer lassen sich die Kosten für diese Energiequelle somit nur dann auf einen niedrigen fünfstelligen Eurobetrag absenken, wenn sich mehrere Haushalte oder gleich ganze Siedlungen an dem Projekt beteiligen.
Die günstigere Alternative stellen daher Pumpen dar, die ihre Wärme aus der Umgebungsluft gewinnen. Diese werden überirdisch installiert und kosten den Eigenheimbesitzer auch dank staatlicher Förderungen somit selten mehr als 3.000 Euro. Daher wird inzwischen jeder dritte Neubau im Bundesgebiet mit dieser Geräteklasse errichtet, um später den Kaminofen und die Wärmepumpe kombinieren zu können. Damit schien das ideale Pärchen zum Heizen im 21. Jahrhundert gefunden. Wenn da bloß nicht die realen Bedingungen dazwischengefunkt hätten…
Merkels Energiepolitik und die Suche nach dem Stein der Weisen
Die Wirksamkeit der Pumpen ist nun mal zwangsläufig von den Außentemperaturen abhängig. Wenn die sich dem Gefrierpunkt annähern, kann nicht mehr genug Wärme für den Heizkreislauf generiert werden, sodass elektrisch betriebene Heizstäbe zugeschaltet werden müssen. Das ist von entscheidender Bedeutung, wenn man zum Heizen Kaminofen und Wärmepumpe kombinieren möchte, weil die staatliche Förderung für Letztgenanntes an die Jahresarbeitszahl (JAZ) gebunden ist. Sie gibt das Verhältnis der Wärme wieder, die dank regenerativer Energien und mittels Strom über den Zeitraum eines Jahres gewonnen wurde. So ist eine JAZ von 4 gegeben, wenn 75% der Wärme aus der Umgebungsluft und nur 25% aus dem Stromnetz generiert werden. Und exakt dieser Wert wird verlangt, um die staatliche Förderung für das Kamin-Wärmepumpe-Kombinieren beantragen zu dürfen. Dass er in unseren Breitengraden temperaturbedingt durchschnittlich zwischen 2,3 und 2,6 schwankt, schränkt die Einsatzmöglichkeiten des Duos schon erheblich ein. Doch warum versucht Berlin dann noch immer, den Verbrauchern dieses Heizungssystem schmackhaft zu machen?
Energiewende überbrücken
Um dem auf den Grund zu gehen, muss man ein paar Jahrzehnte zurückblicken: Seit 1990 verstärkten sich die internationalen Bemühungen, den Umweltschutz voranzutreiben. Die Regierung Schröder entschied sich daher im Jahre 2000, den Ausstieg aus der Kernenergie zu verkünden. Merkels Administration verfolgte jedoch andere Ziele und reaktivierte das Atomprogramm, um stattdessen Kohlekraftwerke abzuschalten. Nach der Havarie von Fukushima ließ sich aber auch dieser Kurs nicht mehr halten, sodass nun auf beide Technologien verzichtet wurde, um voll auf die Karte der regenerativen Energiequellen, wie Kaminofen und Wärmepumpe, zu setzen. Kritische Stimmen merkten schon damals an, dass jener Prozess mit massiven finanziellen Einbußen der Verbraucher einhergehen würde. So gleiche es schließlich der Suche nach dem Stein der Weisen, die Kosten auf einem vergleichbaren Level zu halten, wenn man die primären Energiequellen ohne adäquaten Ersatz stilllegt. Während der Tageszeit mit dem höchsten Energiebedarf (also mittags), müssten die Stromspitzen dann zwangsläufig aus den Kernkraftwerken der Nachbarländer importiert werden. Dass die Deutschen inzwischen den höchsten Strompreisen Europas gegenüberstehen, bestätigt die Befürchtungen nachhaltig. So entwickelte Berlin zunehmend alternative Ansätze, um die Zwischenzeit bis zum Zieldatum 2050 zu überbrücken, an dem die Energiewende abgeschlossen sein soll. Kaminofen und Wärmepumpe kombinieren erscheint da als logische Konsequenz.
Mission Impossible: Zum Schutze der Umwelt Kaminofen und Wärmepumpe kombinieren
Und wie ist das nun bislang gelungen? Die Maßnahme, Kamin und Wärmepumpe zu kombinieren, verspricht nur in sehr warmen Regionen einen entscheidenden Vorteil gegenüber konventionellen Heizsystemen. In Deutschland betrifft das vor allem die Gebiete entlang der Flussläufe von Rhein und Main. So werden im Großraum Frankfurt auch regelmäßig die höchsten Temperaturen im Bundesgebiet registriert. Großstädte sind mit ihren wärmespeichernden Asphaltflächen aber prinzipiell 5 -10 Grad wärmer als das Umland. Auf dem Land ist nicht zuletzt deshalb inzwischen ein gegenläufiger Trend festzustellen, der wieder konventionelle Heizsysteme favorisiert. So gilt es in Technikerkreisen als offenes Geheimnis, dass das Kombinieren von Wärmepumpen und Kaminofen erst dann einen wirkungsvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten wird, wenn sich die damit erzeugte Wärme über einen längeren Zeitraum konservieren lässt. Fast sämtliche deutsche Universitäten forschen bereits an entsprechenden Wärmespeichern, sind aufgrund fehlender Investitionsbereitschaft der Industrie und des Staates aber noch weit von der Marktreife entfernt. So muss sich das geheime Wissen der deutschen Techniker nun nur noch nach Berlin durchsprechen, um die Brückentechnologie der Energiewende für das gesamte Bundesgebiet fit zu machen.